Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Manchmal werde ich fatalerweise gefragt, für welchen Fußballverein mein Herz schlägt. Wahrheitsgemäß antworte ich dann: „Ich bin Bayern-Fan.“ In einer schwäbischen Gemeinde im Großraum Stuttgart erntet man nach dieser Aussage so manches Kopfschütteln. Für viele scheint vor allem mein pastorales Amt und dieser Verein nicht zusammenzupassen. „Du bist Pastor und Bayern-Fan!?“
So oder ähnlich klingt das meistens mit leichtem Entsetzen in der Stimme.
Je nach Gegenüber habe ich für solche Fälle zwei Antworten parat. Entweder berufe ich mich augenzwinkernd darauf, dass mir auch als Pastor ein gewisses Maß an Makel zustehen würde. Oder ich verweise darauf, dass ich von Berufswegen ausreichend in Berührung mit den Katastrophen und Unsicherheiten des Lebens komme. Das gleiche muss ich nicht auch noch als Fan mit meinem Lieblingsverein durchleiden. Und da ist der FC Bayern nun mal die sicherste Bank.
Die Sehnsucht nach einer sicheren Bank im Leben kennt wohl jeder Mensch. Wir suchen nach etwas, auf das wir uns verlassen können. Vor allem in den kleinen und großen Katastrophen und Unsicherheiten, vor denen niemand verschont bleibt. Dass Fußball-Vereine sich dazu nur mittelmäßig eignen, ist selbst mir als Bayern-Fan klar.
Für Jesus war seine sichere Bank die Beziehung zu seinem Vater im Himmel. In der Bibel lesen wir immer wieder davon, dass Jesus sich zurückgezogen hat, um sich Zeit zum Beten zu nehmen. Beten war für Jesus wie auf dieser sicheren Bank Platz zu nehmen.
Jesus betete in Zeiten, in denen er auf der Welle des Erfolgs schwamm. Genauso betete er auch in der tiefsten Tiefe. Selbst als Jesus am Kreuz hing, rief er noch: „Mein Gott, mein Gott.“ Jesus lässt den Gesprächsfaden zu seinem Vater im Himmel nie abreißen.
Für die Menschen um Jesus herum, war nicht zu übersehen, was das Gebet mit Jesus machte. Die Art wie Jesus betete, faszinierte seine Jünger. So sehr, dass sie unbedingt von ihm lernen wollten, so zu beten wie er. Im Gebet fand Jesus Ruhe, Fokus, Klarheit, Geborgenheit, Motivation, Kraft und Liebe. Das Gebet war seine sichere Bank.
In der vergangenen Saison war der FC Bayern nicht immer die gewohnt sichere Bank. Dafür setzte der VfB Stuttgart zu ungeahnten Höhenflügen an. Das Fußballgeschäft ist genau wie das Leben und die Menschen manchmal ziemlich unberechenbar.
So finde auch ich in unsicheren Zeiten meine sichere Bank im Gebet. Wenn meine Kinder mich zur Weißglut treiben, hilft mir das Gebet, einmal tief durchzuatmen. Oder ich bekomme den Mut, meine Kinder um Entschuldigung zu bitten, wenn meine Reaktion zu heftig ausgefallen ist. Auch wenn ich mal wieder völlig davon überzeugt bin, dass alle anderen schuld sind, nur ich sicher nicht – dann lenkt Gott meinen Blick im Gebet liebevoll und zielgenau auf meine eigenen Anteile. Wenn ich bete, fühle ich mich in einer Welt voller Fragen geborgen in etwas, das größer ist als ich.
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