SWR Kultur Lied zum Sonntag

26MAI2024
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Vielleicht besuchen Sie heute einen Gottesdienst. Oder vielleicht gehen Sie stattdessen lieber in der Natur spazieren. Vielleicht machen Sie aber auch beides. Ich hätte da ein hübsches Lied, das auf jeden Fall für beide Gelegenheiten passt:

Musik 1: Strophe 1

Himmel, Erde, Luft und Meer
zeugen von des Schöpfers Ehr.“
Das kann ich jetzt im Frühling gut nachvollziehen! Ich gehe an gelben Rapsfeldern entlang und weiter in grüne Wälder. Am Himmel wechseln Wolken und Sonne, in der Luft liegen verschiedene Düfte.
Wenn Himmel und Erde davon zeugen, wie wunderbar Gott alles gemacht hat, dann kann auch ich nicht schweigen:
„Meine Seele, singe du,
bring auch jetzt dein Lob herzu.“

Musik 1: Strophe 2

Diesen Lobgesang hat Joachim Neander geschrieben. Er lebte von 1650 bis 1680, davon entscheidende fünf Jahre als Prediger in Düsseldorf. Dort schrieb er viele Lieder, unter anderem dieses.
In der Nähe von Düsseldorf ist ein Tal nach ihm benannt: das Neandertal. Er besuchte es, so oft er konnte. Alte Bilder zeigen eine Schlucht, hohe Felsen umrahmen einen Bach. Wunderschön muss es dort gewesen sein. Heute sieht es dort ganz anders aus: Die Felsen wurden abgetragen und als Baumaterial verwendet. Wir Menschen machen uns alles zu Diensten und zu Nutzen. Haben wir noch Platz für das Lob des Schöpfers?

Musik 1: Strophe 3

Das alte Loblied öffnet mir eine neue Sicht: Etwas, das ich so besinge, das versuche ich auch zu schützen. Ich sehe, wie in der Schöpfung eins ins andere greift und alles seinen Platz hat. So suche auch ich meinen Platz darin. Die Welt ist Gottes Schmuckstück. Und Gott lässt nicht nach, immer wieder Neues zu schaffen. Als die Industrie das von ihr zerstörte Neandertal wieder sich selbst überließ, entstanden dort neue Schönheiten. Gottes Finger zeigen mir neue Wege.

Musik 1: Strophe 4

So, wie Neander die Vögel beschreibt, denke ich dabei auch an uns Menschen: Sie sind nicht allein, sie brauchen einander. So wie wir.
Donner, Hagel und Wind, die Naturkräfte, denen wir oft hilflos ausgeliefert sind: Neander nennt sie Gottes Diener. Ein steiler Gedanke! Doch: Wenn selbst der Sturm Gott dienen soll, dann ich erst recht.

„Ach mein Gott, wie wunderbar
nimmt dich meine Seele wahr!
Drücke stets in meinen Sinn,
was du bist und was ich bin.“

Was ich bin: nicht der, der das alles gemacht hat. Ich bin selbst ein Teil der Schöpfung.
Neanders Lied kam mit einer anderen Melodie ins Evangelische Gesangbuch. So singen wir – und singen zusammen als Gemeinde:

Musik 2: Strophen 5+6

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Lied: Himmel, Erde, Luft und Meer (EG 504)

Komponist
Text: Joachim Neander 1680
Musik 1: Lobwasser Psalm 136 / Lobet den Herren inniglich
Musik 2: Georg Christoph Strattner 1691

Musikquellen

Musik 1: Himmel, Erde, Luft und Meer / Fortune’s Musicke / Psalter und Harffe wach't auff (Aus dem Liederbuch des Joachim Neander) / Cantate LC: 00147, C58056 / 01
Musik 2: Himmel, Erde, Luft und Meer / Jugendkantorei Sennestadt / WDR-Kompilation / 6051582106. 001.001(DAAS)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39993
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