Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

29MAI2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Ich bin stolz darauf, dass ich „donum vitae“ fast vom ersten Tag an unterstützt habe. Donum vitae heißt übersetzt „Geschenk des Lebens“ und ist ein Verein, den katholische Christinnen und Christen vor 25 Jahren gegründet haben. Heute gehören zu diesem Verein rund 200 professionelle Beratungsstellen. Sie kümmern sich um schwangere Frauen, die in einer schwierigen Lage sind: weil sie nicht genug Geld haben, um für ein Kind zu sorgen, weil der Vater des Kindes sie allein gelassen hat oder weil sie überlegen, das Kind nicht zu bekommen, die Schwangerschaft also abzubrechen.

Donum vitae gibt es, weil Papst Johannes Paul II. damals ein Verbot ausgesprochen hat: Die katholische Kirche darf keine Frauen mehr begleiten, die ihre Schwangerschaft womöglich beenden wollen. Die Kirche soll damit nichts mehr zu tun haben; weil der Schutz des ungeborenen Lebens über allem steht. So wurde das damals begründet.

Viele Katholikinnen und Katholiken hat das empört, mich auch. Gerade in so einer Situation, wenn Frauen in einem so großen Konflikt stecken – gerade da soll und muss Kirche doch da sein. Und deshalb haben engagierte Christinnen 1999 donum vitae gegründet.

Ich kann mich gut an die ersten Jahre erinnern, als ich mich da engagiert habe: Wir durften offiziell keine Veranstaltungen in einem Raum der Kirche durchführen, wer bei der Kirche beschäftigt war, der wurde aufgefordert, keine Funktion bei donum vitae zu übernehmen; ein Stand auf dem Katholikentag, wie jetzt in Erfurt, das war undenkbar. Ich fand das unglaublich, weil wir doch genau das getan haben, was man von Christen erwarten darf: Menschen in Not zu begleiten. Da sein, zuhören, zusammen nach Perspektiven suchen und ganz konkrete Hilfe vermitteln. Für mich war und ist donum vitae genau deswegen immer echt katholisch!

Ich stehe bis heute hinter dem Verein, weil mir die Haltung richtig erscheint: Bei einer Beratung braucht beides Platz: Das Recht der Frau, selbst zu bestimmen und das Recht des ungeborenen Kindes zu leben. Dieser Konflikt ist und bleibt schwer aufzulösen. Klar ist aber: Nur wenn man eine Frau in so einer Situation ernst nimmt und sie begleitet, gibt es überhaupt eine Chance für das Kind.

Mittlerweile hat die katholische Kirche in Deutschland donum vitae anerkannt und würdigt die Arbeit; immerhin, das war ein wichtiges Zeichen. Jetzt fehlt noch ein Schritt: Bis zum 30-jährigen Bestehen wünsche ich mir, dass diese Beratungsstellen endlich auch finanziell von der Kirche unterstützt werden. Denn mehr katholisch geht gar nicht!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39977
weiterlesen...