Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

28MAI2024
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Großer Jubel, Applaus und Umarmungen, Freudentränen bei den Medizinstudentinnen und -studenten in New York. Vorne, am Mikrofon im Hörsaal, steht die ehemalige Professorin der Hochschule, 93 Jahre alt, und verkündet: Ab diesem Sommer ist das Medizinstudium am Albert Einstein College gebührenfrei. Für immer. Ruth Gottesman heißt die Dame, die ihrer alten Universität eine Milliarde Dollar gespendet hat. Den Jubel der jungen Leute kann ich verstehen, denn: in den USA kostet ein Medizinstudium rund 60.000 Dollar im Jahr.

Das ist ein tolles Signal. Die Uni wird künftig junge Leute aus jenen sozialen Schichten anziehen, die Talent und Leidenschaft mitbringen, aber eben wenig finanzielle Mittel. Der Rektor der Uni glaubt, dass sich dadurch sogar die Geschichte des Gesundheitswesens verändern wird.

Ortswechsel, ich schaue nach Rom zu Papst Franziskus. Er hat vor gut zwei Jahren eine „Stiftung für das katholische Gesundheitswesen“ gegründet. Der Vatikan unterstützt damit weltweit medizinische Einrichtungen von Orden und katholische Krankenhäuser. Weil er verhindern will, dass die von Trägern übernommen werden, denen „nichts liegt am katholischen Geist“. Und damit meint er jene Konzerne und Investoren, die Kliniken ausschließlich deshalb kaufen, um damit Gewinn zu erwirtschaften.

Dass so viele Kliniken auch hier in Deutschland rote Zahlen schreiben, liegt nicht daran, dass sie schlecht wirtschaften. Sondern daran, wie das Gesundheitswesen organisiert ist. Ein wichtiger Punkt dabei: Solange es Kliniken erlaubt ist, Gewinne zu machen, sind Investoren und Konzerne sehr daran interessiert, auf diesem Gesundheitsmarkt mitzumischen. Die Zahlen belegen das: Mehr als jede dritte Klinik in Deutschland gehört einem Investor. Und das hat Konsequenzen: Gesundheit wird zur Ware. Dabei ist sie ein Menschenrecht! Es geht darum, sich Zeit zu nehmen und sich zu kümmern, um Menschen, die krank und verletzt sind, an Körper und Seele. Das passt nicht zusammen mit dem Ziel, so viel wie möglich Gewinn mit ihnen zu machen. Dieses Thema spielt bei der aktuellen Gesundheitsreform der Politik leider überhaupt keine Rolle.

Ruth Gottesman hat die Milliarde übrigens von ihrem Mann geerbt. Der war Investment-Banker an der Wallstreet. Sie hat jetzt entschieden, das Geld so einzusetzen, dass es dem Gemeinwohl zugutekommt – der Bildung und der Gesundheit.

Deswegen ist ihre Initiative, ebenso wie die von Papst Franziskus, so wertvoll. Beide zeigen: Es geht anders – wenn man will. Mit einer Haltung, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, nicht das Geld. Und so eine Haltung kommt am Ende uns allen zugute!

https://www.stern.de/gesellschaft/new-york--ehemalige-professorin-schafft-mit-einer-spende-die-studiengebuehren-einer-uni-ab-34495878.html

https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2021-10/papst-franziskus-handschreiben-stiftung-gesundheit-krankenhaus.html

https://www.domradio.de/artikel/der-papst-und-die-kranken-franziskus-will-keine-profitorientierung-im-gesundheitswesen

https://www.gemeingut.org/

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39976
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