SWR4 Abendgedanken

13MAI2024
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Gestern war ich in der Kirche bei einem Konfirmationsgottesdienst eingeladen. Und die jungen Leute, die konfirmiert wurden, haben ihre Konfirmationssprüche vorgestellt. Also die Bibelsprüche, die sie sich selbst ausgesucht hatten. Und die sie ab jetzt wie ein „Lebensmotto“ begleiten sollen. Ein Konfirmand hatte sich einen Vers aus einem alten Gebet in der Bibel ausgesucht: „Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“

Dieser 14-jährige hat dann ganz offen erzählt, warum er sich diesen Vers ausgesucht hatte: dass er sich manchmal ziemlich verloren vorkommt. Bei den ganzen üblen Nachrichten jeden Tag. Dass es in der Schule nicht immer klappt und er Fehler macht. Und dass es ihm manchmal einfach Angst macht, wenn er das alles alleine schaffen müsste. Deshalb habe er sich diesen Spruch ausgesucht. Und ich – ich konnte das absolut nachvollziehen.

Dass wir aber gar nicht so verloren sind – dass Gott seinen Engel befiehlt, auf uns aufzupassen und uns auf Händen zu tragen – das ist ein starkes Bild, finde ich! Eine Vorstellung, die mir auch in meinem Leben Kraft gibt.

„Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“

Ich glaube nicht, dass dieser junge Konfirmand hofft, dass ihm mit diesem Konfi-Spruch nichts Schlimmes mehr passieren kann? In Zukunft. Und auch ich glaube nicht, dass mein Leben ganz geradlinig verlaufen wird. Oder dass ich nie wieder in eine Krise geraten werde oder nie wieder etwas Schlimmes passieren kann. Ich kann trotzdem einen Unfall haben oder einmal ratlos sein. Und das alles wird nicht spurlos an mir vorbei gehen. Und auch für den jungen Konfirmanden werden die üblen Nachrichten jeden Tag nicht einfach verschwinden. Und sie sind weiter beängstigend.

Aber – und das ist der Punkt, warum er sich diesen Bibelvers ausgesucht hat – er weiß, dass er nicht alleine auf seinem Lebensweg ist. Engel stehen in der Bibel immer für die Nähe Gottes. Und auch mir gefällt die Vorstellung, dass ich nicht alleine bin. Ganz im Gegenteil. Ich werde sogar getragen, wenn mir selbst die Kraft fehlt, eine Krise durchzustehen.

Ich bin also nie ganz alleine auf meinem Lebensweg. Das ist dieser junge Mensch von der Konfirmation nicht. Und Sie sind das auch nicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39882
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