SWR1 3vor8

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05MAI2024
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Wie entsteht eigentlich Streit? Eigentlich streitet sich ja keiner gerne. Und doch tun wir es immer wieder.

Das hat sicher unterschiedliche Gründe. Streit entsteht aus Emotionen. Wenn jemand enttäuscht wurde. Wenn persönliche Überzeugungen im Spiel sind oder das Gerechtigkeitsempfinden betroffen ist.

So ist das auch bei Gott. Die Bibel erzählt, wie Mose, der Anführer der Israeliten, Gottes Wut und Emotionen voll abkriegt. Über ein Gespräch zwischen den beiden wird heute in vielen evangelischen Kirchen gepredigt.

Gott fühlt sich von seinem Volk, den Israeliten, verraten. Er will sie vernichten. Denn während Mose auf einen Berg gestiegen ist, um mit Gott zu sprechen, haben sich die Israeliten einfach einen neuen Gott erschaffen: ein goldenes Kalb. Etwas Sichtbares, das sie anbeten können. Den Gott, der sie aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat, den haben sie abserviert. Obwohl er ihnen Hoffnung geschenkt und eine bessere Zukunft ermöglicht hat.

Und Gott reagiert sehr emotional auf diese Untreue. Er ist tief verletzt und möchte die Israeliten vom Erdboden tilgen. Als Mose das hört, bittet er für die Israeliten. Er ruft Gott ins Gedächtnis, was er schon alles mit seinem Volk, durchgemacht hat. Dass er sie befreit hat. Und das wirkt. Gott lässt sich umstimmen. Ja, er bereut, was er gedacht und gesagt hat. (2. Mose 32,7-14)

Gott erscheint in dieser biblischen Erzählung als jemand, der emotional ist. Der zürnt und hasst und gleichzeitig liebt und vergeben kann. Zuerst einmal wirkt es auf mich abschreckend, dass Gott zu solcher Wut fähig ist. Wo ist da der „liebe Gott“?

Aber es zeigt eben auch: Gott fühlt etwas für die Menschen; Sie sind ihm wichtig. Es ist ihm nicht egal, was ich mache. Und Gott kann mich auch verstehen, wenn ich wütend bin oder emotional überreagiere, weil er diese Seite selbst kennt.  

Trotzdem bin ich froh, dass Mose Gott beschwichtigt und er ihn an seine liebende, vergebende Seite erinnert hat. Er hat Gott davon abgehalten, etwas zu tun, was er hinterher vielleicht bereut. Und das erscheint mir auch in der Emotion wichtig. Dass man nicht überreagiert und etwas tut, das man nicht wiedergutmachen kann. Gut, wenn man Menschen an seiner Seite hat, die einen beschwichtigen können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39852
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