SWR3 Gedanken

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07MAI2024
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Meine Freundin Lena sagt: „Urlaub im Kinderhospiz?! Das ist genau das Richtige für uns!“

Lena lebt mit ihrer Familie auf dem Land, aber Urlaub macht sie in Stuttgart, mitten in der Stadt. Denn dort ist Lenas Tochter Mathilde im Kinderhospiz gut versorgt, weil sie sehr viel Pflege braucht. Und der Rest der Familie kann endlich ausspannen. Ausschlafen, in Ruhe shoppen gehen und abends noch ins Kino.

Mathilde ist fünfzehn Jahre alt und meistens gut drauf. Wenn ich Lena frage wie es Mathilde geht, sagt sie: „Für ihre Verhältnisse geht es ihr echt gut, ich glaube sie ist glücklich. Trotzdem hat sie viele Baustellen.“

Immer wenn ich bei Lena und ihrer Familie zu Besuch bin, ist das eine Riesenfreude. Weil sie viel Humor haben und so bodenständig sind. Gleichzeitig machen mich die Besuche dort auch traurig. Denn Lena muss so kämpfen! Für ein Mindestmaß an Betreuung, so dass Mathilde zumindest jeden Tag zur Schule kann. Bei ihrem Pflegedienst fehlen einfach immer Leute, und dann muss Mathilde daheim bleiben und Lena ran.

Mathilde hat eine schwere mehrfache Behinderung. Keiner weiß wie alt sie wird. Ihr Papa Max hat nach dem letzten Urlaub im Stuttgarter Kinderhospiz erzählt: „Es war schön, Mathilde hat voll Party gemacht. Aber es war auch hart. In unserer Woche sind gleich zwei Kinder gestorben. Eins davon war auch nur zum Urlaub dort, so wie wir. Und als ich den Kindersarg gesehen hab, ist mir echt viel durch den Kopf gegangen.“

Wer ein Kind mit komplexen Beeinträchtigungen begleitet, der beackert eine Mammutaufgabe. Womöglich schafft das nicht jeder, und auf keinen Fall schafft man das alleine.

Familien mit so besonderen Kindern müssen deswegen einfach überall willkommen sein. Zum Urlaub im Kinderhospiz sind sie das auf jeden Fall.

Und sonst hoffentlich auch überall!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39846
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