Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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29APR2024
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Großeltern sein ist etwas Wunderbares. Ich bekomme immer wieder mit, wie viel Schönes Omas und Opas mit ihren Enkelkindern erleben – und wie die Enkel die Großeltern auch jung halten. Ein begeisterter Opa hat mir vor ein paar Tagen mit leuchtenden Augen erzählt, was er gerade mit seinem Enkel Toni erlebt hat.

Der Opa ist abends mit dem vierjährigen Toni durch Speyer gegangen. Und plötzlich hat Toni auf den Dom gezeigt und gesagt: „Opa, in die Kirche gehen!“ Der Dom war aber schon zu. Doch Toni hat nicht lockergelassen. Am nächsten Morgen hat er den Opa gleich gefragt, ob sie jetzt in die Kirche gehen. „Ja, wenn wir die Brötchen holen“ hat der Opa gesagt. Und dann hat Toni zielstrebig zum Dom gedrängt. Schon vor dem Hauptportal hat der Kleine seine Hände gefaltet. So ist er mit dem Opa durch den ganzen Dom gegangen, durch den Mittelgang zum Altar, dann runter in die Krypta, dann zum Kerzenständer: „Opa, eine Kerze anzünden!“ Während der ganzen Zeit im Dom hat er seine gefalteten Hände regelrecht vor sich hergetragen. Der Opa war ganz gerührt über diese Geste seines Enkels.

Kinder haben für Vieles ein natürliches Gespür. Und Toni hat offensichtlich gespürt, was der Dom ihm vermitteln möchte. Hat geahnt, dass in der Kirche etwas Anderes, Größeres erlebbar ist als draußen auf der Straße. Der hohe Raum mit den Gewölben ist ein Sinnbild für den Schutz und den Beistand, den Gott uns gibt. Dass er Licht in unser Leben bringt, das deuten die großen Fenster und die Osterkerze an, die den Dom hell machen. Und die Ruhe im Dom trägt dazu bei, dass die kleinen und großen Besucherinnen und Besucher ein wenig zu sich selbst kommen, zu innerer Ruhe finden. Offen werden für diese tiefere Dimension des Lebens, die der Dom widerspiegelt.

Das kann man auch in anderen schönen Kirchen spüren. Mich wundert nicht, dass viele Menschen gerade im Urlaub gerne in eine Kirche gehen und dort eine Zeitlang verweilen. Das tut der Seele gut. Ein schöner Kirchenraum lässt uns spüren, dass eine größere Wirklichkeit uns umfängt und trägt; dass wir in Gott geborgen sind. Der kleine Toni hat das offenbar wahrgenommen und deshalb seine Hände gefaltet. Vielleicht war diese Geste auch wie ein kleines Gebet darum, dass dieser gute Gott ihm – und dem Opa - weiter beistehen möge.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39826
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