SWR2 Wort zum Tag

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20APR2024
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Die Finnen sind die glücklichsten Menschen der Welt. Das hat der „Weltglücksbericht“ gerade wieder bestätigt. Im internationalen Ranking stehen sie auf Platz 1. Und das, obwohl sie in einer politisch extrem bedrohlichen Lage mit einer langen Grenze zu Russland leben.

Die Ursachen für dieses Finnenglück sind vielfältig. Die Finnen leben Chancengleichheit und Gleichberechtigung, sie sind im Umgang miteinander freundlich und zuvorkommend und kümmern sich umeinander. Emotionale Fähigkeit steht als Lehrfach auf dem Stundenplan. Vor allem aber: Finnen sind nicht neidisch. Sie vergleichen sich nicht mit anderen Menschen. Neid ist ihnen fremd.

Kein Wunder, dass wir Deutschen im Glücksranking wieder abgerutscht sind. Platz 24. Objektiv gesehen geht es uns ziemlich gut. Aber es scheint, dass wir ein Volk sind, das ganz besonders anfällig dafür scheint, sich vom Neid auffressen zu lassen. Mit unserem Neid vertreiben wir uns aber selbst aus dem Paradies. Jedenfalls gibt es Millionen Menschen auf der Welt, die sehr gerne mit uns tauschen würden. Doch der Neid vernebelt den Blick auf unsere eigene gute Wirklichkeit.

Neid gilt als eine der sieben Todsünden. Neid vergiftet und zerstört Beziehungen. Wer niemandem etwas gönnt und sich ständig vergleicht, wird garantiert unglücklich.

Neid ist – Stichwort Paradies – eine sehr alte schlechte Eigenschaft des Menschen. Davon erzählt eine der Schöpfungsgeschichten in der Bibel. Der erste Mensch ist neidisch auf Gott, der als einziger vom Baum in der Mitte des Gartens essen darf. In der nächsten Generation bringt Kain seinen Bruder Abel aus schierem Neid um.

Jede Sünde führt zu einem getrübten Blick. Es geht also um einen Perspektivwechsel. Statt zu schauen, was der Nächste mehr hat, wäre es eine Idee, auf das zu schauen, was er braucht. Statt auf das Glück der anderen zu schielen, könnte ich mich freuen über das Glück, das mir selbst geschenkt ist. Wenn es richtig gut läuft mit dem Perspektivwechsel: Ich könnte auf die Idee kommen, mein Glück zu teilen!

Glücklicherweise gibt es viele Menschen, die das können. Gönnen und Teilen. Etwa alle, die sich für andere engagieren und so viel Sinn im Leben fühlen.

Vielleicht sollte man sie in Schulen schicken, so dass sie ihre Erfahrungen weitergeben können. Oder auch das Schulfach „emotionale Fähigkeiten“ bundesweit einführen. Oder beides.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39802
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