Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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24APR2024
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Seit über vier Jahren gehöre ich zu einem Kreis, der gemeinsam Andachten und kleine Gottesdienste feiert – und zwar online: jeder bei sich zu Hause vor dem Computerbildschirm. Letzte Woche hat sich unser Kreis zum letzten Mal online getroffen: Auf meinem Monitor habe ich viele Kerzen angehen sehen. Wir haben gemeinsam gesungen - alle zu Hause vor ihren Bildschirmen – und haben dann alle gemeinsam virtuell eine Wolke aus Worten erstellt – mit Dingen, wofür wir diese Woche dankbar sind, und wofür wir Gott bitten wollen. Viele der Teilnehmenden habe ich bisher noch nie in Präsenz getroffen – und trotzdem hat sich das nach echter Gemeinschaft angefühlt und ich habe das Gefühl, die Menschen zu kennen.

Entstanden ist das Ganze in Corona-Zeiten, als nur Onlinemeetings möglich waren. Als man sich dann wieder treffen durfte, haben sich die Mitglieder unserer Gruppe weiter getroffen. Weil da etwas Schönes entstanden war.

Nach 4 Jahren war jetzt trotzdem Schluss. Wir haben gemerkt, dass für uns etwas anderes dran ist. Dass unsere Andachten uns in den letzten 4 Jahren wichtig waren, aber jetzt die Luft raus ist. Es war gut, dass wir alle zum gleichen Moment dieses Gefühl hatten. Das hat es einfacher gemacht, Abschied zu nehmen. Und gleichzeitig war es auch traurig: Es war eine besondere Gemeinschaft mit Menschen aus so verschiedenen Orten und aus so unterschiedlichen Altersgruppen.

Darum haben wir ganz bewusst Abschied genommen. Noch ein letztes Mal online Andacht gefeiert. Auf die schönen Momente der letzten Jahre zurückgeschaut. Nochmal die Lieblingslieder gesungen. Noch einmal virtuell zusammen gebetet. Ganz bewusst ein letztes Mal. Das hat gut getan. So bewusst etwas zu Ende zu bringen. Das, was uns so wichtig war, in einem guten Rahmen zu verabschieden. Die Erfahrung macht mir paradoxerweise Mut für die Zukunft. Da wird es – persönlich, aber auch in unseren Kirchengemeinden auch immer wieder darum gehen Abschied zu nehmen. Vielleicht Abschied vom Kirchengebäude, in der man konfirmiert wurde, oder Abschied von dem wöchentlichen Gottesdienst in der Kirche direkt vor der Haustür, Abschied von dem Arbeitsplatz, den man lange und gerne hatte, Abschied von manchen Freundschaften. Etwas nicht einfach versanden zu lassen, sondern bewusst Auf Wiedersehen zu sagen, finde ich dabei wichtig. Auch wenn das gar nicht so leicht fällt. Mir hilft der Gedanke, dass „Auf Wiedersehen“ nicht heißt, dass eine Beziehung komplett abgebrochen wird, sondern vielleicht nur an anderer Stelle und in anderer Form weiterleben. Und Raum und Kraft für etwas Neues da ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39756
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