Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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23APR2024
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Ein Freund von mir, Jonas, hat angefangen, Spenden zu sammeln für Menschen im Gaza-Streifen. Jonas hat da Bekannte. Mit ihren Augen sieht Jonas, wie die Situation für seinen Bekannten, seine Frau und seine Kinder seit dem Überfall der Hamas auf Israel immer schlechter wird. Sie leben inzwischen in Zelten. Und die Situation ist so schlimm, dass sie ihre Heimat verlassen wollen. Um über die Grenze zu kommen, brauchen sie aber viel Geld – für die notwendigen Dokumente und Genehmigungen. Selbst wenn genug Geld zusammenkommt – geholfen wäre dann nur einer Familie von vielen. Es darf doch nicht sein, dass so viele Menschen dort leiden.

Was wirklich helfen würde, das wäre ein Ende des Krieges oder wenigstens ein Waffenstillstand. Welche Seite muss sich da zuerst bewegen? Die Hamas-Terroristen, die ihre Geiseln nicht frei lassen wollen, solange keine Hilfsgüter nach Gaza durchkommen? Oder die israelische Regierung, die keine Hilfsgüter durchlassen möchte, solange die Hamas noch Geiseln gefangen hält? Ich weiß, dass die Lage in Wirklichkeit noch viel komplizierter ist. Aber für mich war es ein erster kleiner Schritt: Zu erkennen, dass Krieg kein Fußballspiel ist, wo ich ohne große Konsequenzen für eine Seite sein kann.

Und dann habe ich vor einigen Tagen ich einen jüdischen Rabbiner kennengelernt. Er lebt in Deutschland und erzählt mir und meinen Kolleginnen davon, wie der Hass gegen Juden bei uns die letzten Jahre zugenommen hat.  Besonders seit dem 7. Oktober. Dass die Hassbriefe, die er bekommen hat, früher wenigstens noch anonym gewesen seien. Jetzt scheuen Menschen nicht mal mehr davon zurück, ihm die furchtbarsten Sachen unter Klarnamen zu wünschen. Es ist selbstverständlich, dass die Synagogen in Deutschland rund um die Uhr von der Polizei bewacht werden. Was für eine absurde Selbstverständlichkeit! Es darf nicht sein, dass Menschen beim Beten von der Polizei beschützt werden müssen.

Es sind so viele, die unter dem Konflikt in Israel und Palästina leiden. Dort und auch bei uns, mitten in unserem Land.  Und ich sehe nicht, wer jemals davon profitieren soll. Für die israelischen Geiseln und ihre Angehörigen, für die Freunde von Jonas im Gazastreifen, für den Rabbi in Deutschland und all die anderen, die unter diesem sinnlosen Krieg leiden, bete ich und bitte Gott um das, wovon die Bibel voll ist: Hoffnung auf Frieden und Versöhnung.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39755
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