Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

15APR2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Ich höre die alte Geschichte von Kain und Abel. Manchmal ist mir Kain näher als Abel, weil mir die biblische Erzählung aus dem Alten Testament mehr von seinen Gefühlen mitteilt als von jenen seines Bruders Abel. Ihn erschlägt er aus Neid, weil er sich von Gott weniger gesehen fühlt als Abel, den er bevorzugt glaubt.

Menschen sagen mir, es ist so verdammt schwer auszuhalten, dass es andern fortwährend so gut geht und sie – selbst bei Gott – eine Vorzugsstellung inne zu haben scheinen. Ihnen gelingt alles; ihr Leben ist eine Abfolge bereichernder Erlebnisse, glücklicher Begegnungen, schöner Reisen. –

Ja, das gibt es, und es kann einen bitter werden lassen, wenn man selbst nicht auf der Erfolgsspur unterwegs ist. Muss man sich nicht zu allem Übel auch noch von Gott persönlich benachteiligt fühlen wie Kain? Hat ER die Glücklosen unter uns weniger lieb? – Menschen, von denen das Alte Testament berichtet, mag es so vorgekommen sein.

Aber dann blättern wir weiter in der Bibel und schlagen das Neue Testament auf. Fast jede Seite dort erzählt von Jesus, und seine Lieblinge sind eindeutig: „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen“, lese ich im Matthäus-Evangelium (11,28). Unmissverständlich gibt Jesus zu erkennen: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder“ (Markus-Evangelium 2,17).

Ins Heute übertragen heißt das: Ihr seid eindeutig meine Lieblingsmenschen. Ihr seid mir besonders ans Herz gewachsen. Ich will Eure Belastungen mittragen!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39712
weiterlesen...