SWR1 3vor8

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07APR2024
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Schnellstes Tor der DFB-Geschichte! Nach dem Länderspiel der Herren-Fußballnationalelf-Elf gegen Frankreich waren die Schlagzeilen voll davon. Der Fußballer Florian Wirtz hatte nur acht Sekunden nach dem Anpfiff den Ball im Tor der französischen Elf versenkt. Unglaublich. Ich hatte das Spiel nicht gesehen, aber als ich das gelesen hab, musste ich die Szene sofort bei Youtube nachschauen. Mit eigenen Augen sehen, wie das funktionieren soll – ein Tor in 8 Sekunden. Erst als ich den Steilpass auf Wirtz, seinen kurzen Sololauf und den anschließenden Torschuss gesehen hatte, habe ich wirklich verstanden, wie das funktioniert hat: ein Tor nach 8 Sekunden.

In der Bibel wird von Jesus Auferstehung erzählt und von dem unglücklichen Jünger Thomas, der gerade nicht da war, als der auferstandene Jesus zu seinen Freundinnen und Freunden gekommen ist. Schon die dabei waren, konnten es kaum fassen, dass ein Totgeglaubter plötzlich wieder ganz lebendig unter ihnen war. Erst recht für Thomas:  Ohne das gesehen und gefühlt zu haben, kann er das nicht glauben. Ob eine Youtubevideo zum Nachschauen vor 2000 Jahren die Situation verändert hätte?

Über Thomas Geschichte wird heute in vielen evangelischen Gemeinden gepredigt. Thomas hat Glück. Jesus erscheint auch ihm noch einmal und fordert ihn sogar auf, die Wundmale der Kreuzigung an seinen Händen zu berühren. Auf mich wirkt das, als hätte Jesus Verständnis für Thomas Lage. Dass es einfacher ist, an so etwas Unglaubliches wie die Auferstehung zu glauben, wenn es dafür handfeste Beweise gibt. Jesus sagt zu Thomas: Du glaubst, weil du mich gesehen hast. Aber auch diejenigen dürfen sich glücklich schätzen, die mich nicht sehen und trotzdem glauben.

Was Jesus da sagt, tut mir gut. Wenn ich mir mal wieder wünsche, dass ich die Auferstehung Jesu so leicht nachschauen könnte wie das letzte Länderspiel – weiß ich, dass das nichts mit einem zu kleinen Glauben zu tun hat. In Jesu Worten kommt zum Ausdruck, dass es nicht selbstverständlich ist, so etwas Unglaubliches zu glauben. Es ist ein Geschenk, darauf vertrauen zu können, dass das Leben über den Tod gesiegt hat. Nichts, was man verstandesmäßig leisten kann. Ich bleibe ein wenig neidisch auf Thomas zurück – der den auferstandenen Jesus erleben konnte. Und vertraue darauf, dass Jesus auferstanden ist und mich begleitet – ganz ohne Beweis.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39684
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