SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

05APR2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Neulich habe ich einen Anruf bekommen – geschäftlich, wegen irgendeiner Lieferung. Da sagt mein Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung plötzlich ganz überrascht: „Ich kenne Ihre Stimme!“ Und es stellt sich heraus, dass er abends regelmäßig Radio hört. Und meine Stimme ist ihm tatsächlich aus den Abendandachten von SWR 4 vertraut. Schnell kommen wir miteinander ins Gespräch; vielleicht auch deshalb, weil ich durch die Verkündigungssendung im Radio keine ganz Fremde für ihn bin.

Obwohl sehr viele Menschen bei unseren Radioandachten schon lange gerne zuhören, habe ich früher gedacht: Eine Stimme aus dem Radio bleibt doch viel unpersönlicher, als die echten Begegnungen in der Kirchengemeinde. Aber dann kam Corona, und in dieser Zeit haben sogar noch mehr Menschen die christliche Verkündigung in Radio und Fernsehen schätzen gelernt. Begegnungen in der Gemeinde waren damals mit einem Schlag nicht mehr möglich, da waren sie eine gute Alternative. Nicht wenigen hat das Zuhören am Radio das Gefühl gegeben, in einer großen Gemeinschaft verbunden zu sein.

Während Corona gab es deshalb auch mehr Fernsehgottesdienste. Auch aus unserer Ingelheimer Saalkirche. Es war eine enorme Leistung für das Team aus Pfarrerinnen, Pfarrern, Musikerinnen und Musikern, so oft einen Fernsehgottesdienst auf die Beine zu stellen. Für das Publikum war es schön, vertraute Gesichter zu sehen, bekannte Stimmen zu hören und den Raum, den sie nun schon gekannt haben, wieder zu erleben – ein Stückchen Heimat, egal, wie weit weg sie auch gewohnt haben. Ich habe damals manchmal im Telefonteam mitgeholfen, das Anrufe nach dem Gottesdienst entgegennimmt. Dann haben mir die Menschen erzählt, wie gut es ihnen getan hat, mit dem, was sie da gehört und gesehen haben, schon vertraut zu sein.

„Ekhn2030“ nennt sich das Programm, mit dem unsere Landeskirche gerade reagiert auf den Rückgang der Kirchenmitgliederzahlen und auf den Fachkräftemangel, den es auch bei der evangelischen Kirche gibt. Kirchengemeinden werden zusammengefasst, Pfarrerinnen und Pfarrer bilden Teams, die in einer sogenannten Nachbarschaft arbeitsteilig Dienst tun und nicht mehr nur auf eine Gemeinde bezogen arbeiten. Es sind gute Ideen dabei – es gibt aber auch Ängste:  Habe ich dann noch „meine“ Gemeinde, wenn ich nicht mehr jeden Sonntag „meine Pfarrerin“ in „meiner Kirche“ erlebe.

„Der Glaube kommt durch’s Hören“. Das wusste schon der Apostel Paulus. Vermutlich wird es in Zukunft noch wichtiger, die frohe Botschaft von Jesus Christus vor allem zu hören und zu lernen, dass ich dabei beweglich sein kann und weniger ortsgebunden und trotzdem mit Vertrautem tief verbunden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39644
weiterlesen...