Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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03APR2024
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Ganz allein steht der Mann auf einer Wiese, mitten in der Natur. Hinter ihm Bäume, Büsche und Felder. Er hat eine Gitarre umgehängt und singt. Ein altes englisches Kirchenlied. „Now the green blade rises from the buried grain…“. Übersetzt: „Jetzt wächst der grüne Halm aus dem vergrabenen Korn...“.  Der Mann in dem Video ist Steve Winwood, einer der ganz Großen der Rock- und Popgeschichte und seit 60 Jahren im Geschäft. Titel wie  „Valerie“ oder  „Higher Love“ waren in den 80er Jahren auch Hits in Deutschland. Das Lied, von dem ich erzählen möchte, hat er auf seiner Homepage gepostet. Während des ersten Lockdowns in der Coronapandemie.  Seitdem übt es auf mich einen ganz besonderen Reiz aus. Das liegt sicher auch daran, dass so ein in Anführungszeichen „MusikGott“ ganz allein mit Akustikgitarre in der Pampa steht, irgendwie verloren und zerbrechlich. So wie sich viele damals im Lockdown vorgekommen sind. Und es liegt daran, dass er dieses Lied, ein  Lied zu Ostern, gewählt hat. Und auch daran, wie er es spielt. In einer offenen Gitarrenstimmung irgendwie zwischen Dur und Moll. Als könne er sich nicht entscheiden  zwischen froh und hoffnungsvoll oder düster und traurig. Auch das passt zu den Gefühlen, die ich oft genug  empfinde: zwischen Lachen und Weinen. Wenn ich mit meinen Enkeln spiele oder auf das Weltgeschehen blicke. Und in all das hinein singt Steve Winwood ein Osterlied. In Bildern. Vom Getreidekorn, das in der Erde begraben wird und im Frühling grün aus der Erde wächst. So wie Jesus Christus, der –so erzählt es die Bibel- nach drei Tagen von den Toten auferstanden ist. Und jede Strophe endet mit  demselben Satz: „ Die Liebe kommt zurück, so wie der Weizen, der immer wieder grün sprießt.“  Ach ja: es ist so eine Sache mit dem großen Wort „Liebe“. Ich bin schon immer sehr sparsam damit umgegangen. Aber es führt kein Weg an ihr vorbei. Wenn wir als Menschen leben wollen. So einfach ist das. Und vielleicht gerade deshalb so unendlich schwer. Am Sonntag erst war Ostern! Das heißt: das Leben und die Liebe haben das letzte Wort. Hoffentlich. Danke an Steve Winwood, der mich mit seinem Lied daran erinnert.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39630
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