Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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20MRZ2024
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Ich wundere mich oft über Menschen, die viel wissen. Oder die meinen, viel zu wissen. Ist es nicht so, dass diejenigen, die wichtige Entscheidungen treffen müssen, den Eindruck machen, als wüssten sie genau, wohin es geht? Menschen, die zu jedem und zu allem was zu sagen haben. Mich nervt so etwas! Denn wie oft werden starke Meinungen später als Irrtümer entlarvt.

Dahinter steht das Bild vom starken männlichen Anführer, der genau weiß, was Sache ist. Leider ist unsere Öffentlichkeit voll von solchen Personen. Zum Bild vom starken Anführer gehört eine bestimmte Vorstellung von Kraft und Stärke: Nur wer sich rücksichtslos durchsetzt, wer laut ist, wer andere übertrumpfen kann und wer sich ja keine Blöße gibt, der ist ein Anführer. Für mich sind Donald Trump oder Putin die perfekten Karikaturen dieses Bildes.

Sicher, natürlich ist es richtig: um wichtige Anliegen zu vertreten, braucht es Durchsetzungskraft, keine Frage. Aber was wäre, wenn wirkliche menschliche Stärke etwas völlig Anderes bedeutet. Zum Beispiel, dass ich zugebe, viele Schwächen zu haben. Oder: wenn ich mir eingestehe, dass ich nicht auf alles eine Antwort habe. Oder dass ich nicht alles selbstverständlich nehme und es mir nicht nehmen lasse, über das Wunder des Lebens zu staunen.

Ich glaube, dass Menschen mit solchen Stärken unsere Welt zu einem besseren Ort machen können. Denn nur, wenn ich meine eigenen Grenzen kenne, kann ich auch die Grenzen von anderen anerkennen. Wenn ich weiter darauf beharre, immer recht zu haben, wird das auch der andere tun. Und dann werde ich es wieder tun, und so weiter und so weiter…

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