SWR2 Wort zum Tag

15MRZ2024
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Das Leben nach dem Tod – ist das nicht ein zentrales Thema für die Bibel? Ich war richtig erstaunt, als ich gemerkt habe, dass es in der Bibel nur an wenigen Stellen um ein Leben nach dem Tod geht. Im Alten Testament scheint sich kaum jemand den Kopf darüber zerbrochen zu haben, was nach dem irdischen Leben kommen könnte. Die großen Gestalten wie Mose, Sarah, Abraham oder Ester, sterben – aber nirgends heißt es, dass sie auferstehen und im Himmel weiterleben. Damals scheinen sich die Menschen voll auf das Leben im Hier und Jetzt zu konzentrieren.

In der Bibel kommt die Frage nach einem Leben nach dem Tod erst nach vielen Jahrhunderten auf. Ein Grund mag gewesen sein, dass das Leben in Israel so viel schwerer wurde. Fremde Herrscher beuten die Menschen aus und fordern immer neue Opfer. Da klingt es trotzig und gleichzeitig hoffnungsvoll, wenn es heißt: Gott wird uns nicht einfach verschwinden lassen. Damals haben die Menschen wild diskutiert: Gott wird einen Retter schicken, er wird Gericht halten oder er wird uns nach dem Tod auferwecken. Irgendwie wird er seine Macht zeigen. Erst mit Jesus Christus wird greifbar, was Auferstehung bedeutet.

Diese Sehnsucht der Menschen, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, drückt der Lyriker und Pfarrer Kurt Marti in einem Gedicht so aus:

Das könnte manchen Herren so passen

wenn mit dem Tode alles beglichen

die Herrschaft der Herren

die Knechtschaft der Knechte

bestätigt wäre für immer

das könnte manchen Herren so passen

wenn sie in Ewigkeit

Herren blieben im teuren Privatgrab

und ihre Knechte

Knechte in billigen Reihengräbern

aber es kommt eine Auferstehung

die anders ganz anders wird als wir dachten

es kommt eine Auferstehung die ist

der Aufstand Gottes gegen die Herren

und gegen den Herrn aller Herren: den Tod.

Heute denke ich bei diesen Worten an die Ukraine. Wie viele Menschen mussten dort schon sterben, weil ein böser Herrscher es so wollte? Putin wohnt in seinem Palast, er frönt dem Luxus. Und jeden Tag gehen Bomben und Raketen auf Wohnhäuser nieder. Das macht mich fertig. Für all die Opfer von Krieg, Terror und Diktatur, die ihr Leben nicht leben konnten, vertraue ich darauf: Ihr werdet auferstehen. Besonders denke ich dabei an Alexej Nawalny. Er war ein gläubiger Christ. Er hat darauf vertraut, dass Gott größer ist als aller Terror. An Ostern werde ich an ihn besonders denken. Ich warte auf seine Auferstehung.

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