SWR2 Wort zum Tag

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07MRZ2024
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Mit zahlreichen Ausstellungen und Retrospektiven wird er in diesem Jahr gefeiert: der 250. Geburtstag des Malers Caspar David Friedrich. Eines seiner bekanntesten Werke ist das Gemälde mit dem Titel „Mönch am Meer“.

Seit Langem fasziniert mich dieses Bild. Die endlose Weite und düstere Leere, die der Maler vor uns ausbreitet. Im Vordergrund nur die kleine und verloren wirkende Gestalt des Mönchs. Ein schmaler Streifen Strand, auf dem er steht. Dahinter in bleierner Schwärze das Meer.  

Erst am oberen Bildrand hellt sich die Szene auf. Und die grauen Wolkenschleier geben den Blick frei ins Blau des Himmels.

Man hat gesagt, dieses Bild stehe am Anfang der Moderne. Es zeige den Menschen, der nicht mehr beheimatet ist in der Welt.

Was Caspar David Friedrich selbst zu seinem Bild schreibt, klingt ein wenig anders: „Tief zwar sind deine Fußstapfen am öden sandigen Strande“, so der Maler, „doch ein leiser Wind weht darüber hin, und deine Spur wird nicht mehr gesehen: törichter Mensch voll eitlem Dünkel!"

Caspar David Friedrich kannte beides: das Gefühl, einem unendlichen Universum gegenüber schutzlos ausgeliefert zu sein. Aber dann auch ein inneres Geborgensein, das in seinem Glauben begründet war.

Einmal schrieb er: „Der Himmel und Erde schuf, ist um mich und seine Liebe schützet mich.“ 

Ich denke, das Bild kann beim Betrachter tatsächlich unterschiedlichste Wirkungen auslösen. Bis hin zu dem Wunsch, am besten wegzulaufen, um sich in Sicherheit zu bringen. Ich sehe in dem Mönch am Meer eher jemanden, der trotz aller Düsternis Stand hält. Und nicht wegläuft. Er erinnert mich an die Worte eines alten Kirchenchorals. Da singt einer angesichts einer düsteren Welt:

Tobe, Welt, und springe;
ich steh hier und singe
in gar sichrer Ruh!
Gottes Macht hält mich in Acht...

Für mich ist der Mönch so einer, der Stand hält. Selbst wenn der Himmel verhangen ist. Ein Einsamer? Vielleicht. Aber mehr noch, glaube ich, ein Hoffender. Einer, der darauf wartet, dass der schmale helle Streifen am Himmel größer wird. Dass der Himmel sich wieder öffnet. Und das Leben in neue Farben taucht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39479
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