Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP
„Warum muss ich eigentlich für alle sorgen?“, stöhnt die Frau heute früh. Ihre Kleine klebt am Boden, „ich will nicht in die Kita“, der Gatte ruft „wo ist ein sauberes Hemd“, der Große motzt am Kühlschrank, „Mama, hier gibt’s nix zu essen“, „mein Rollator ist weg“, krächzt Schwiegermama - da kötzelt der Kater auf den Vorleger. Der Gatte steigt drüber und rennt ins Bad. „Warum ich?“, schreit die Frau … und stutzt.
Da steht Einer. Lächelt ihr zu, nimmt die Kleine hoch, holt Omas Rollator. Zaubert Frühstück für den Großen. Sieht, was nötig ist, sorgt für Leib und Seele. Und dieses Lächeln… kommt ihr bekannt vor. Es ist ihr Mann. Ja, so ist er, wenn er Zeit hat oder sich Zeit nimmt. Aber nein, der Gatte hetzt aus dem Bad - sie hat kurz geträumt. Alles beim Alten, alle wollen was von ihr.
„Warum muss ich für alle sorgen?“, schreit die Frau, gleich selbst auf dem Weg zur Arbeit - einer Arbeit, die wenigstens bezahlt wird. „Aber ich helfe dir doch, später trag ich den Müll raus, Schatz“, ruft Mann im Gehen und rennt aus der Tür zur Arbeit, besser bezahlt als ihre.
Soweit die Szene an einem typischen Morgen. Auch wenn viele Männer sich nicht mehr allein als Familienversorger sehen und sich mitsorgen wollen um Küche, Kind und Katze - noch ist es ein Traum.
Daran erinnert der Equal-Care-Day. Der Tag, an dem Care – Fürsorge – equal, also gleich verteilt werden soll. Dieser Tag ist heute, am 29. Februar. Nur alle vier Jahre steht er im Kalender. Denn Fakt ist: Männer müssten vier Jahre arbeiten, um so viel Care-Arbeit zu leisten wie Frauen in einem Jahr. Es gibt also noch viel zu tun. Es braucht gerechten Lohn für Frauen, mehr Mut für Hausmänner und Väter, mehr Wertschätzung für das „bisschen Haushalt“ – denn ja, es ist Sorge-Arbeit für Leib und Seele. Also: Take care.
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