SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

26FEB2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Manchmal ist ja der Name Programm –  und im fünften Jahrhundert war das schon ganz sicher so. Um 435 wurde ein relativ junger Mann Bischof von Karthago in Nordafrika; Der hieß Quodvultdeus – übersetzt bedeutet dieser Name: Was Gott will. Und sehr überzeugt, dass er Gottes Willen tut,  waren Quodvultdeus und seine Leute in Opposition  gegen die Besatzung durch die feindlichen Vandalen. Deshalb wurden sie zusammen auf alten Schiffen  ins Mittelmeer hinausgetrieben.

Das Elend ist also noch viel älter als ich dachte: Flüchtlinge, an den Küsten von Tunesien Marokko Algerien auf Schrott-Boote oder kaputte Schlauchboote gezwängt und auf den Weg nach Norden geschickt – mit miserablen Aussichten, heil in einem Land anzukommen, das sie dann auch noch aufnimmt! Ich würde bezweifeln, dass Gott das so will. Heute so wenig wie damals.

Immerhin: damals ist Quodvultdeus die Landung in Kampanien gelungen.  Gottgewollt kommt also nach Neapel, und da hat der Bischof ihm Asyl gewährt. Seltsam, finde ich, dass das mit dem Asyl auch für die Zeit schon erinnerungs-würdig scheint. Schließlich kommt Quodvultdeus sozusagen aus dem Inland,  aus der afrikanischen Provinz, ist wahrscheinlich sogar römischer Staatsbürger. Verjagt oder auf der Flucht vor den Eroberern. Aber klar: kommt aus einer anderen Gegend,  bringt womöglich fremde Glaubens-Sätze mit. Denn konfessionelle Kämpfe gibt es schon vor anderthalb tausend Jahren.

Übrigens auch im Stammland, auch in Neapel.  Quodvultdeus beteiligt sich. Und da kommen mir Zweifel, ob er seinem Namen da immer noch Ehre antut –  oder ob er ihn in Wirklichkeit Lügen gestraft hat. Ob Gott das wirklich gewollt hat: Dass Christenmenschen einander vorwerfen, die jeweils andere Seite glaube das Falsche;  und dass sie deswegen manchmal auch zur Gewalt greifen?  Auf keinen Fall!

Allerdings: die Grundfrage des Konfliktes damals stellen manche sich auch heute wieder. Braucht der Mensch Gottes Gnade – oder ist er von selbst gut und heil und kommt mit ein bisschen eigener Anstrengung auch so in den Himmel?  Ich glaube einfach beides: Ja, im Grunde ist der Mensch gut; und ja, der Mensch soll und darf sich anstrengen,  damit sie oder er selbst gut wird und Menschheit und Welt insgesamt besser. Und alles Bemühen, alle Anstrengungen nimmt Gott liebevoll auf und verspricht, alles zu einem besseren Ende zu führen.

Das nenne ich Gnade – und das ist, glaube ich,  was Gott will – quod vult Deus also.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39405
weiterlesen...