SWR4 Abendgedanken

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21FEB2024
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Karten zu lesen ist gar nicht so einfach. Also Landkarten, Wanderkarten, Straßenkarten. Und ich fürchte, so langsam verlerne ich das Kartenlesen auch. Weil ich nämlich meistens mein Handy oder ein Navi benutze, die Zieladresse einfach eintippe und mich dann führen lasse.

Noch vor wenigen Jahren habe ich mich anders auf meine Wege vorbereitet. Egal wo oder wie ich unterwegs war, immer habe ich vorher auf eine Karte geschaut, habe mir versucht, den Weg einzuprägen und eine schöne Strecke zu finden.

Es war für mich immer ein kleines Abenteuer, wenn ich mit der Karte in der Hand aufgebrochen bin. Umwege und blanke Nerven waren genauso Teil des Weges wie schöne Sehenswürdigkeiten, und interessante Straßenzüge.

Manchmal vermisse ich das. Mit dem Navi bin ich zwar schneller und sicher unterwegs. Aber dafür wartet keine Zufallsentdeckung auf mich. Kein Abenteuer.

Vielleicht nehme ich bei meiner nächsten Wanderung doch lieber wieder eine Karte aus Papier in die Hand. Oder ich gehe einfach so los, ganz ohne Navi oder Karte. Aber das wäre mir dann doch zu viel Abenteuer. Obwohl ich mein Ziel wahrscheinlich trotzdem erreichen würde: irgendwie und mit einigen Erfahrungen im Gepäck. So wie Sara und Abraham, der sich vor einigen tausend Jahren auf den Weg gemacht haben. Ohne Navi, ohne Karte, einfach nur mit Gottes Zusage: Geht los, vertraut mir, ich zeige euch ein Land, in dem ihr leben könnt.

Und die beiden sind tatsächlich losgegangen, weg von der sicheren Heimat hinein ins Abenteuer. Voller Gottvertrauen. Und mit dem Gefühl, irgendwie wird es gut werden. Es wird sich lohnen. Und wir werden einiges erleben.

Mich beeindruckt das: Aufbrechen, sich auf den Weg machen und Neues wagen. Wenn wir uns heute mit dem Navi aufmache, dann ist das ja eigentlich gar kein Aufbruch. Wir wissen ja schon ganz genau, was kommen wird. Manchmal wäre es besser, auch mal nicht sicher zu sein, ob es der richtige Weg ist, oder zu merken, dass viele Wege ans Ziel führen. Weil Gott mit geht, weil Gott uns auch die Möglichkeit gibt, aus Sackgassen wieder rauszukommen und eigene Erfahrungen zu machen.

Für meinen nächsten Urlaub habe ich mir eine Karte gekauft. Und dann werde ich es wagen: Einen Blick auf die Karte werfen und losgehen. Mal gucken, was passiert. Aber ich werde ans Ziel kommen. Wie Sara und Abraham. Mit Gottes Segen und einer guten Portion Gottvertrauen.

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