Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

04FEB2024
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Am 4. Februar 1906, heute vor 118 Jahren, kam in Breslau der große evangelische Theologe und Bekenner Dietrich Bonhoeffer zur Welt. Er bot den Nazis die Stirn, ging in den Widerstand und wurde nach zwei Jahren Haft auf Hitlers Befehl am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg ermordet.

 

In seinen geheimen Aufzeichnungen aus dem Gefängnis macht er vor allem die Dummheit dafür verantwortlich, dass die Nationalsozialisten damals an die Macht gekommen waren. Dummheit ist „gefährlicher als Bosheit“, schreibt er. Gegen die Bosheit könne man protestieren oder sie notfalls mit Gewalt verhindern, gegen Dummheit aber sei wenig auszurichten. „Dummheit ist kein angeborener Defekt“, meint Bonhoeffer. „sie wird erworben. Menschen werden dumm gemacht, beziehungsweise lassen sich dumm machen!“ [1])

 

Mir scheint: Dummheit und Verdummung führen auch heute wieder dazu, dass man dumpf-dreisten Parolen auf den Leim geht und Rechtsradikale immer mehr Zulauf bekommen. Das Drehbuch ist stets dasselbe: „Die Macht der einen braucht die Dummheit der anderen“, sagt Bonhoeffer. Viele fallen heute auf Falschmeldungen herein und verbreiten sie ungeprüft übers Netz. Mit Hass-Botschaften aufgefüttert, werden Feindbilder und absurde Umsturzfantasien in Umlauf gebracht. 

 

Ist gegen Dummheit wirklich kein Kraut gewachsen? Klar – Dumme igeln sich ein, Belehrungen prallen ab. Aber Fragen kann man stellen, die verlangen nach Begründungen. Das verunsichert und macht manche doch nachdenklich. Vor allem jungen Menschen wird man viel erzählen müssen, wie das damals war, als die Dummen den Nazis zur Macht verholfen hatten. Und was daraus wurde: Ein Völkermord, in dem man über sechs Millionen Juden ums Leben brachte, und ein Weltkrieg mit 70 Millionen Kriegstoten.

 

Was vor Verdummung schützt, ist gründliche Information, etwa durch sorgfältige Zeitungslektüre. Darüber hinaus setzt Bonhoeffer auf die Kraft des Glaubens: „Die Furcht Gottes ist der Weisheit Anfang“, so zitiert er aus Psalm 111.

 

Ich meine auch: Wer an Gott glaubt, entwickelt keine blöden Allmachtsfantasien, der orientiert sich vielmehr an der Aussage Jesu: „Der Größte unter euch soll euer Diener sein“ (Matthäus-Evangelium 23,11).

 

 

 

 

[1]) Dietrich Bonhoeffer: „Widerstand und Ergebung“, hrsg. von E. Bethge, Gütersloh 1969, S. 14 f.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39290
weiterlesen...