SWR4 Abendgedanken

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09FEB2024
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Letzten Sonntag waren wir auf einem Faschings-Umzug. Ich bin eigentlich nicht so der Typ dafür, aber unsere Kinder wollten gerne auf den Umzug – also waren wir auf dem Umzug. Was mich dann doch fasziniert hat, waren die vielen verschiedenen Gruppen. Alle mit ihrem eigenen Narrenruf. Genauso wie im Fernsehen gerade. Überall hört man: Helau – Alleh Hopp! – Hä-Hopp! – Narri-Narro – oder wie auch immer der Narrenruf dann in der Gegend heißt. Was man in diesen Tagen auch mehr hört als sonst: Das sind Dialekte.

Da wird geschwätzt – da wird gebabbelt – da wird geredt und manchmal wird sogar geschnackt.

Sonst sind Dialekte ja eher was, was uns trennt. Manchmal habe ich das Gefühl: wenn ein Schwabe hört, dass sein Gegenüber aus dem Badischen stammt – dann muss der Raum schon recht groß sein. Damit beide Platz haben.

In der Faschingszeit rücken Sachen wieder in den Vordergrund, die Gruppen voneinander unterscheiden oder vielleicht sogar trennen. Aber gleichzeitig feiern ausgerechnet jetzt alle zusammen.  Das ist mir bei dem Umzug auch aufgefallen. Da liegen sich alle in den Armen und singen und feiern gemeinsam. Und ich glaube: das gibt es auch nur während der Fasnet: Menschen, die sonst eigentlich nichts miteinander zu tun haben – vielleicht auch nichts miteinander zu tun haben wollen – feiern plötzlich gemeinsam: auf der Straße oder auf dem Dorfplatz. Friedlich – fröhlich. Welche Sprache man spricht, ist hier völlig egal. Woher jemand kommt, ist egal. Wer man ist, ist egal. Das spielt einfach keine Rolle. Man versteht sich. Punkt.

Eigentlich ein schönes Bild, das es schon in der Bibel gibt. Genau das war es, was Jesus den Menschen gezeigt hat. Was er ihnen vorgelebt hat. Er hat auch mit Leuten gegessen, von denen sich alle anderen ferngehalten haben. Um zu sagen: geht rücksichtsvoll miteinander um. Macht keinen Unterschied, wo jemand herkommt. Oder wer jemand ist.

Die Welt damals war sicher nicht ideal. Und unsere Welt heute ist es auch nicht. Wildfremde Menschen würden niemals einfach so was zusammen trinken gehen, schon gar nicht, wenn der falsche Dialekt gesprochen wird.

Aber – Gott sei Dank: Es gibt immer wieder mal Momente, wo ein bisschen was von dem spürbar wird, was Jesus vorgelebt hat: Alle sitzen zusammen und essen und trinken und für jeden ist Platz.

In diesem Sinne: Helau – Alleh Hopp! – Hä-Hopp! Oder Narri-Narro. Wie auch immer das bei Ihnen heißt. Genießen Sie die restliche Faschingszeit.

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