SWR4 Abendgedanken

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07FEB2024
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Fasching bei meiner Oma – in meiner Kindheit hieß das: Fasnetsküchle mit Zucker und Zimt. Also Faschingskrapfen oder wie auch immer das bei Ihnen heißt. Dazu eingemachte Kirschen und Zwetschgen. Das alles natürlich selbstgemacht. Für uns Kinder ein absoluter Höhepunkt.

Auch, wenn meine Oma schon seit über 20 Jahren nicht mehr lebt: Wenn ich in dieser Woche nur daran denke, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. So lebendig ist diese Erinnerung: an den Geschmack, an die fröhlichen Augen meiner Oma und das lustige Durcheinander beim Mittagessen.

Vielleicht haben Sie ja auch so lebendige Erinnerungen. Die auch Gefühle und Gedanken von früher wieder lebendig machen und sie zurück in die Gegenwart holen. Ins Leben hier und jetzt.

Solche Erinnerungen gibt es auch in meinem christlichen Glauben. Und wenn wir bei uns in der Gemeinde Gottesdienst feiern, dann werden sie wieder lebendig:  

Vor allem, wenn wir Abendmahl feiern. Alle gemeinsam essen wir dabei ein Stück Brot und trinken etwas Wein oder Traubensaft, damit die Erinnerung wieder lebendig wird, wie Jesus das genauso gemacht hat. Er hat kurz vor seinem Tod ein besonderes Abendessen gefeiert und hat seinen Freunden dabei auch Brot und Wein gegeben.  Er hat Gott dafür gedankt und seinen Freunden dann klargemacht, dass er selbst Brot und Wein ist. Dass er selbst sterben muss – zerrissen wie der Brotlaib und dass sein Blut vergossen wird wie der Wein. Dass er aber auch immer bei ihnen sein wird, wenn Sie gemeinsam Brot und Wein teilen.

Gar nicht so leicht zu verstehen. Vermutlich haben seine Freunde sich damals im ersten Moment auch ein bisschen verwundert angeschaut. Aber sie haben gespürt, dass Jesus ihnen Mut machen wollte. Und später haben sie dann schnell verstanden: Auch wenn Jesus nicht persönlich anwesend zu sein scheint. Wenn sie Brot und Wein miteinander teilen, dann ist Jesus trotzdem mit dabei. Bis heute ist er mit dabei, wenn wir im Gottesdienst das Brot und den Wein miteinander teilen. Mitten unter uns. Es ist eine lebendige Erinnerung, die uns ganz erfasst und verändern kann. Egal, was gerade ist: Er ist für uns da. Gerade dann, wenn wir vielleicht am wenigsten damit anfangen. Oder es am meisten brauchen. Wir sitzen dann in der Erinnerung mit Jesus und seinen Freunden an diesem Tisch und feiern mit.

Vielleicht passt der Vergleich vom Anfang mit der Erinnerung an meine Oma nicht so ganz.

Ich mag diese Art von Erinnerungen. Weil sie nicht abgeschlossen sind. Sondern ein lebendiger Teil des Lebens bleiben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39285
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