SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

05FEB2024
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Wie bin ich eigentlich der Mensch geworden, der ich heute bin? Spannende Frage, oder? Darüber haben wir uns neulich im Gottesdienst unterhalten. Wir sollten uns einfach ein paar Minuten mit den Menschen austauschen, die da so um uns rumsaßen.

Spannend fand ich, dass es ganz viele Begegnungen waren, von denen mir die Leute erzählt haben. Also nicht einfach irgendwas aus der Schulzeit, sondern die Begegnung mit einem bestimmten Lehrer. Oder auch nicht einfach von der Ausbildung, sondern von der einen Kollegin, die einem bei der Arbeit begegnet ist.

Und es stimmt. Wenn ich überlege, was mich so geprägt hat, dann sind das auch vor allem Begegnungen: mit meinen Eltern, Lehrern. Meiner Schwester und meinen Freunden. Manchmal sind es auch ganz zufällige Begegnungen mit fremden Leuten, mit denen ich gar nicht gerechnet habe. Und es gibt im Leben auch Begegnungen, die verändern einen von Grund auf.

Genau so eine Begegnung hatte ein Mann namens Zachäus  – In der Bibel steht eine Geschichte über ihn: Zachäus war ein Gauner – Als Zollbeamter hat er den Leuten immer zu viel Geld abgeknöpft. Zachäus war also nicht gerade beliebt bei den Leuten.

Als Jesus dann die Stadt besucht hat, ist er aber doch neugierig geworden. Weil Zachäus ziemlich klein war, ist er kurzerhand auf einen Baum am Wegrand geklettert. Hier hatte er freie Sicht aus sicherer Entfernung.  Aber Jesus ist direkt auf seinen Baum zugelaufen, hat Zachäus ganz direkt angesprochen und hat sich bei ihm zum Abendessen angemeldet.

Dieses Essen und diese Begegnung haben Zachäus verändert. Er hat alles zurückbezahlt, von dem, was er zu viel verlangt hatte. Er war ein anderer Mensch geworden.

Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass Jesus ihm keine Vorwürfe gemacht hat. Ich glaube viel eher, dass er in ihm den Wunsch nach einem anderen Leben geweckt hat. Zachäus ist Jesus begegnet. Und diese Begegnung hat ihm die Augen geöffnet, wie er sein könnte. Was ihn zu einem glücklicheren Menschen machen kann.

Genau deshalb war Jesus bei uns. Um uns – wie bei Zachäus – zu zeigen, wie wir die beste Version von uns selber sein könnten.

Vielleicht ist es das, was ich aus der Zachäus-Geschichte mitnehmen möchte. In all den Begegnungen, die ich jeden Tag habe. Immer nach dem zu suchen, was auch Jesus in uns sieht. Wie wir sein könnten. Wie wir miteinander umgehen könnten. Für mich Grund genug Begegnungen wertzuschätzen, weil sie mich auch zu dem machen, was ich heute bin.

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