SWR2 Wort zum Tag

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06FEB2024
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Mittwochabends in der Kirche der evangelischen Hochschulgemeinde in Mainz. Studierende haben zum Abendessen mit Andacht und Tischreden eingeladen. Das Format heißt „Dinnerchurch“.

Tische und Stühle sind für 25 Personen gestellt und stehen in U-Form mit Blick auf den schlichten Altar. Weiße Tischdecken, Blumen, Kerzen, Geschirr für ein Dreigänge-Menü sind gedeckt. Studierende haben eingekauft und gekocht. Es gibt Brot, Salz und Humus zur Vorspeise, leckeren Gemüseeintopf als Hauptgericht, Eis, Obst und Kuchen zum Nachtisch.

Tatsächlich kommen am Ende über 40 Leute und freuen sich, dass in kurzer Zeit noch zusätzliche Plätze geschaffen und eingedeckt werden. Auch das Essen reicht für alle.

Der Abend erinnert mich an das Setting bei den Abendmahlsfeiern der ersten Christinnen und Christen. In der Bibel wird erzählt, dass die sich immer vorher zum Essen getroffen haben. Alle haben etwas mitgebracht und beim Vorbereiten geholfen. Das Essen wurde liebevoll zubereitet, alle waren willkommen.

So stelle ich mir jedenfalls vor, dass sich die Gläubigen in den urchristlichen Gemeinden in Korinth, Rom und anderswo getroffen und miteinander gebetet und gegessen haben. Sie sind damals eine Minderheit gewesen und hatten soziale Nachteile oder sogar Verfolgung zu fürchten. Umso wichtiger ist es für sie gewesen, dass sie sich gegenseitig unterstützt und aufeinander geachtet haben. Ihr Christsein hat sich im liebevollen Tun und in solidarischer Fürsorge gezeigt. Das gemeinsame Essen hat dabei eine wichtige Rolle gespielt.

Heute ist es in den Hochschulgemeinden auch nicht viel anders. Gläubige Studierende, egal welcher Religion oder Konfession, sind eine Minderheit an der Universität und an den Hochschulen. Die wenigsten sprechen darüber in ihrem Unialltag. Sie fürchten Unverständnis und Häme, wenn sich zeigt, dass sie noch etwas mit Religion und Kirche zu tun haben.

Beim gemeinsamen Kochen und Essen erleben sie Gemeinschaft, Verständnis und gute Gespräche. Sie gehören dazu und sind willkommen. Und darum geht's doch nicht nur Studierenden! Wer solche Erfahrung macht, fühlt sich ermutigt und gestärkt, den eigenen Weg selbstbewusst weiterzugehen und auch den eigenen Glauben zu leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39281
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