Leon sitzt nicht gern. Jedenfalls nicht in der Schule. Sehr gern sitzt er auf seinem Lego-Teppich. Im Sitzen kann er sich versenken. Da vergisst er sogar, dass er sitzt und baut eigene Welten. Er fliegt im Sitzen. Er gräbt sich durch unterirdische Welten. Im Sitzen.

Thea sitzt viel. Zu viel, sagt ihr Orthopäde. Sie ist Abgeordnete in einem Parlament und da wird vieles in Sitzungen entschieden. In ihrem Büro hat sie einen Schreibtisch zum Stehen – wegen des Rückens, sagt der Orthopäde. Aber bei wichtigen Themen, vor allem, wenn sie komplex sind, da muss sie sich mit anderen beraten. Das geht im Sitzen besser.

Elfriede sitzt im Rollstuhl. Damit fährt sie über den Flur. Sie ist froh, dass sie wieder sitzen kann. Letzte Woche hat sie mit Grippe im Bett gelegen. Ihre Füße gleiten im Sitzen über den Linoleumfußboden. Sie läuft sozusagen im Sitzen und ihr Rollstuhl bewegt sich langsam bis ins Zimmer ihrer Freundin Margit. Elfriede fährt bis an ihr Bett. Drückt den Knopf und bringt Margit in eine halbwegs sitzende Position, damit die beiden Rommé spielen können. Margit mag nicht mehr lang sitzen, aber zwei Partien Rommé gehen immer.

Für Menschen ist eine der himmlischen Aussichten, dass sie zusammensitzen. Nehmt Platz, sagen die Jüngerinnen und Jünger zu den 5000 Leuten, die am Ende alle genug Brote und Fische haben.

Vermutlich, weil Sitzen Träumen möglich macht – aufm Spielteppich. Und weil wir bereit sind zu diskutieren, zu entscheiden, aber nicht einsam, sondern zusammen mit anderen. Und weil wir im Sitzen Rommé spielen können.

Vielleicht sitzen Sie ja auch gerade. Dann machen Sie noch ein bisschen damit weiter. Im Sitzen kann man den Himmel erfahren.