Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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27JAN2024
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Strahlende Kinderaugen. Achtjährige, die ganz erleichtert sind und am liebsten gleich noch einmal kommen würden. Das habe ich erlebt bei Beichtgesprächen mit Erstkommunion-Kindern. Die habe ich natürlich nicht im Beichtstuhl geführt, sondern in einem Zimmer des Pfarrhauses, wo wir einander gegenübersaßen. Ich freue mich sehr auf diese Gespräche mit den Kindern. Sie tun sich mit dem Beichten gar nicht schwer, im Gegenteil. Mir geht das Herz auf, wenn ein Kind mir einfach so erzählt, was bei ihm schiefgelaufen ist. Unnötiger Streit mit den Geschwistern. Böse Worte aus der Wut heraus. Wo es gelogen hat. Dass es seine Eltern mal auf den Mond gewünscht hat. Wenn Kinder beichten, dann kommt so manches heraus, womit sie sich selbst und den anderen das Leben schwermachen. Kleine und größere Nöte der Kinder. Es berührt mich sehr, dass schon Kinder dazu stehen, dass sie Fehler gemacht haben oder auf einem unguten Weg sind. Im Gespräch kann ich dann darauf eingehen. Wir können die Situation zu zweit anschauen, warum da etwas schiefgelaufen ist und wie es beim nächsten Mal bessergehen kann. Z.B. beim Streit mit einem Freund. Dann lade ich das Kind dazu ein, dass es die geschilderte schwierige Situation einmal mit den Augen des anderen Beteiligten betrachtet: „Stell dir vor, Du wärest an der Stelle Deines Freundes gewesen. Überlege einmal, wie es ihm ging, als Du da losgedonnert hast, und wie er Dich dabei erlebt hat.“ Wenn ein Kind sich so in den anderen hineinversetzt, dann können wir im nächsten Schritt gemeinsam überlegen, wie es sich in dieser Situation wohl besser verhalten hätte – für weitere, ähnliche Fälle in Zukunft. Und danach sage ich ihm ja noch in der sogenannten Lossprechung ausdrücklich zu, dass Gott ihm sein ungutes Verhalten verzeiht, dass der Fehler bei Gott vergeben und vergessen ist. Und wir beten darum, dass Gott dem Kind hilft, sich in Zukunft anders zu verhalten, damit es ihm bessergeht. Dann strahlen die Kinderaugen endgültig. Wunderbar, wenn Kinder so zu dem stehen können, was sie falsch gemacht haben. Wenn sie erleben, dass sie verstanden werden und verziehen bekommen und wenn sie sehen, wie sie es in Zukunft besser machen können. Ein kleiner Beitrag dazu, dass Kinder heilsam mit sich umgehen und weiter reifen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39229
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