Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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26JAN2024
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Von einem Augenblick auf den anderen war sein Leben ein ganz anderes. Samuel Koch hatte 2010 bei „Wetten, dass…?“ mit 22 Jahren einen tragischen Unfall und ist seitdem querschnittsgelähmt. Gerade hatte er die Aufnahmeprüfung für das Schauspielstudium bestanden. Und dann saß er im Rollstuhl. Sein Studium hat er dennoch gemacht, und er hat jetzt auch ein festes Engagement am Theater. Er scheint sein Leben so anzunehmen, wie es nun ist. Er selbst drückt es etwas verhaltener aus: „Ich möchte der Situation, in der ich bin, etwas Sinnvolles abringen.“ Das tut er ganz konsequent. In seiner Familie, in seinem Beruf, in seinem ehrenamtlichen Engagement für pflegende Angehörige. In den Jahren seit dem Unfall ist ihm vieles neu aufgegangen.

Mich hat sehr beeindruckt, was er in einem Interview dazu gesagt hat: „Ich denke, dass es kein Zufall ist, dass wir auf der Welt sind. Ich glaube, dass der Tod eine Grenze ist, die wir überschreiten können. Deshalb versuche ich, Nächstenliebe und das, was in der Bibel steht, zu leben: Schafft jede Unterdrückung ab, helft, wo ihr könnt, habt keine Angst. Fragen, die dem Zeitgeist entsprechen, wie: ‚Was kann das Leben mir bieten?‘, die drehe ich um in ‚Was kann ich dem Leben bieten?‘ Ganz praktisch versuche ich, mein tägliches Sinnen auf diese Dinge auszurichten. Manche nennen es meditieren, ich nenne es beten. Es ist auch immer wieder ein Hadern und Zweifeln, Versuchen und Kämpfen.“

Seit dem Unfall lebt Samuel Koch viel bewusster, und in manchem hat sich seine Lebensauffassung geändert. Wenn er auf sogenannte Glückskongresse eingeladen wird, dann sagt er den Teilnehmern nicht, dass das eigene persönliche Glück das Höchste ist, was es anzustreben gilt. Seine Überzeugung ist: „Ich glaube, zu helfen ist eine kostbare, zum Teil unterschätzte Ressource. Es hilft mir immer wieder, mich nicht ständig um mich selbst zu drehen, sondern auf mein Umfeld zu blicken, die Perspektive zu weiten, zu schauen: Wo bin ich nützlich? Das gibt mir das Gefühl von Resilienz, Selbstwirksamkeit, Erfüllung und Sinn.“

Mir imponiert, dass die Erfahrungen von Samuel Koch ihn zu solchen Erkenntnissen geführt haben. Zu tiefen Lebensweisheiten.

Für die Ansprache stütze ich mich auf das  Interview „Inklusion heißt aufeinander zugehen“ von Manuela Blum in „Sozialcourage. Das Magazin für soziales Handeln.“, hg. vom Deutschen Caritasverband, Freiburg (www.sozialcourage.de; sozialcourage@caritas.de">sozialcourage@caritas.de), Herbst 2023, S. 14-15.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39228
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