SWR3 Gedanken

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03FEB2024
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Wenn sich zwei nach über vierzig Jahren trennen, denken erstmal alle: oh wie schlimm! Ganz anders gelaufen ist es bei den Eltern meiner ehemaligen Nachbarin Maria.

Als sie mich anruft ist sie gar nicht traurig. Sie sprudelt richtig los und erzählt: „Mama ist jetzt 65 und sie zieht zuhause aus. Meine Eltern trennen sich.“ So richtig überrascht mich das nicht, denn ihre Eltern hatten es immer mal wieder schwer miteinander. Und dann klingt Maria richtig erleichtert, als sie sagt: „Weißt du, es ist verrückt. Jetzt reden plötzlich alle wieder miteinander. Meine Schwestern mit meinem Vater, ich mit meinem Bruder, meine Mama mit mir. Und ich weiß auch warum: Wir wissen jetzt hundertprozentig: es muss nicht mehr alles heile Welt sein. Das war früher in unserer Familie so. Aber jetzt nicht mehr. Jetzt traue ich mich auch und sage, was bei mir nicht heile Welt ist.“

Die Trennung scheint Marias ganzer Familie gut zu tun. Ich weiß natürlich, dass das in ganz vielen Fällen nicht gut klappt, wenn zwei sich trennen. Oft sind da richtig heftige Verletzungen im Spiel. Und ist es nicht auch so schön und wertvoll wenn zwei es schaffen, ein Leben lang zusammen zu bleiben?

Dass die Trennung bei Marias Eltern so gut funktioniert, das ist für mich ein Plädoyer.

Kein Plädoyer fürs Trennen, aber eins fürs Ehrlich sein.

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