SWR3 Gedanken

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31JAN2024
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Es gibt zwei alte mittelhochdeutsche Worte, die klingen nach Leichtigkeit pur. Ich hab sie irgendwo aufgeschnappt. Sie heißen: sunder warumbe. Übersetzt heißt das: ohne Warum.

„Sunder warumbe“. Das beschreibt alles, was es gibt, oder was ich mache - und zwar völlig ohne Berechnung, ohne Warum. Zum Beispiel, dass eine Christrose blüht, obwohl es echt kalt ist. Sie macht das „sunder warumbe“ – ohne Warum. Oder dass meine Oma immer samstags Hefezopf gemacht hat. Das hatte keinen großen Grund. Es war halt Samstag. 

Bei mir ist es mit dem, was ich mache, meistens anders: Ich geh laufen, damit ich fit bleibe. Ich gratuliere der Nachbarin zum Geburtstag, weil sie es bei mir auch getan hat. Und die neuen Schuhe gönne ich mir, weil ich mir die jetzt verdient hab.

„Sunder warumbe“ tickt ganz anders. „Sunder warumbe“ tickt wie ein Geschenk, das mir meine Kollegin gemacht hat. Normalerweise schenken wir uns nichts. Aber vor Weihnachten ist von ihr ein Päckchen gekommen. Drin war eine Weinflasche mit tollem Etikett und mit meinem Namen drauf. Auf die Karte hat meine Kollegin geschrieben: „Als ich diesen Wein entdeckt habe, wusste ich: der soll es sein. Ich will auch gar keine Tradition des verpflichtenden Hin und Her anfangen. Lass ihn dir einfach schmecken.“

Super, hab ich mir gedacht. Warum nicht öfter was einfach so machen. Ohne warum, sunder warumbe.

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