SWR3 Gedanken

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28JAN2024
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Mit der Insel Kreta verbinde ich blaues Meer und weißgestrichene Häuser. Meine Nachbarin Sandra verbindet noch was anderes mit Kreta: den Tod ihres Großonkels.

Im letzten Sommer war Sandra auf Kreta und hatte einen zauberhaften Urlaub. Und sie hat den Soldatenfriedhof besucht. Denn dort ist der Bruder von Sandras Oma begraben.

Sandra erklärt mir: „Onkel Kurt war Fallschirmspringer und ist dabei auf Kreta gestorben. Dieses Leid für meine Oma. Nicht nur der eine, sondern auch noch ihr anderer Bruder ist im Krieg gestorben ist. So schlimm. Und es geschieht wieder und wieder.“

Das hat mir Sandra im Oktober letztes Jahr erzählt. Da ist der Krieg in Gaza frisch ausgebrochen und wir beide waren so schockiert.

Jetzt habe ich Sandra nochmal genauer gefragt: „Wieso fühlst du eigentlich so mit deiner Oma und den beiden gefallenen Brüdern? Du bist doch viel jünger und hast die beiden Großonkels nie kennengelernt.“ Da erzählt sie mir: „Meine Oma hatte immer zwei Soldatenbilder im Zimmer hängen. Ich war damals ein Kind, aber ich weiß noch genau, wie Oma die Bilder manchmal angeschaut und geweint hat. Ein Bruder ist in Kreta gefallen, der andere in Russland.“

Sofort denke ich: „Mein Gott, das sind nur zwei Männer, und es ist lange her. Aber trotzdem hat die Trauer um die beiden noch so eine Wucht.“

Und das zeigt mir wieder, wie sehr wir uns alle nach Frieden sehnen. Genau dafür stehen die vielen Kriegsgräber auf Kreta und ganz egal wo noch. Auch wenn es eine Aufgabe für Jahrzehnte oder gar für Jahrhunderte ist: sich nach Frieden sehnen und sich immer, immer wieder für ihn einsetzen, das verbindet ganze Generationen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39220
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