SWR4 Abendgedanken

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12JAN2024
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Zum Abschied in den Ruhestand aus meinem Dienst als Pfarrerin habe ich ein Buch geschenkt bekommen, das Menschen für mich gestaltet haben. Freunde und Verwandte, Gemeindemitglieder und Kolleginnen, Bauleute und Musikanten, ehemalige Konfirmanden und Brautleute, die ich getraut hatte, Menschen, die ich als Seelsorgerin begleitet habe oder bei denen ich einen Verwandten beerdigt habe, Mitstreiter und Weggefährten.

Menschen haben sich für das Buch noch einmal daran erinnert, was sie mit mir verbindet, und haben diese Erinnerungen für das Buch zum Abschied aufgeschrieben.

Das Buch ist ein ganz großer Schatz für mich. Eine Freundin hat ganz liebevoll den Einband gestaltet, mit meinen Lieblingsfarben. Deswegen ist es auch von außen schon ganz herrlich anzuschauen. Und eine geschickte Buchbinderin hat es nach allen Regeln der Kunst zusammengebaut. Auch wenn es eigentlich eine Überraschung zu meiner Verabschiedung war, habe ich doch ein wenig davon mitbekommen, wie viel Arbeit darin steckt, die Leute zum Mitwirken einzuladen, die gestalteten Seiten einzusammeln, die Vergesslichen zu erinnern, die Nachzügler auch noch mit reinzunehmen und das alles zum Verabschiedungstermin fertig zu haben.

Und jetzt ist es ein Buch der Wertschätzung geworden und der Freundschaft; manche sagen darin Danke, und manche haben geschrieben, wie gerne sie sich an die gemeinsame Zeit erinnern.

In biblischer Zeit haben sich die Menschen vorgestellt, dass Gott über jeden Menschen ein solches Buch führt. Das „Buch des Lebens“ enthält die Namen derer, die zu Gott gehören. Mir gefällt die Vorstellung, dass Gott auch so ein Buch hat wie ich, wo die Namen derer drinstehen, die ihm etwas bedeuten.

Und was darin steht, das ist gut aufgehoben – sogar für die Ewigkeit. Ich kann das, was gewesen ist, loslassen: das Gute genauso wie das Schwierige. Es steht ja aufgeschrieben bei Gott und liegt sicher in seiner gütigen Hand. Und so ähnlich hilft mir mein Buch in der Gegenwart dabei, mich von meinem Dienst als Pfarrerin gut zu lösen. Ich habe meinen Beruf sehr gerne gemacht, und manches davon geht im Ruhestand ja auch noch weiter. Aber ich sehe auch, wie sehr das Buch mir hilft, ein großes Kapitel in meinem Leben nun wirklich gut abzuschließen. Das Erinnerungsbuch ist mir eine große Hilfe, weil so ein großes Stück aus meinem vergangenen Leben mitkommt in eine neue Zeit.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39115
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