SWR4 Abendgedanken

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09JAN2024
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„Die da oben“, das sind die, die offenbar immer alles falsch machen. Jedenfalls hat es sich so angehört, als ich in einer Sitzung mit einer Reihe Ehrenamtlicher über die Kirche gesprochen habe. Menschen, die sich in ihrer Freizeit für die Kirche engagieren, sehen dem neuen Jahr ziemlich frustriert entgegen, wenn von den anstehenden Veränderungen in der Kirche die Rede ist. Oft haben die Menschen in den Kirchengemeinden das Gefühl, dass sie nicht genug vorkommen in den Entscheidungen, die getroffen werden bei Kürzungen, wenn Personal eingespart werden soll oder, wenn Einrichtungen geschlossen werden.

Und so war an diesem Abend plötzlich die Rede von „denen da oben“, die über die Köpfe der anderen hinweg Entscheidungen treffen. Manch einer neigt dazu, nicht nur die Entscheidungen schlimm zu finden, sondern auch gleich noch alle die, die diese Entscheidungen treffen und vorgeben.  Als wären die da oben selbst falsch und nicht nur ihre Entscheidungen: „ahnungslose, abgehobene Trottel“. „Die da oben“ eben.

Es stimmt: Die da oben sehen anderes als die da unten. Aber das hat auch Vorteile. Als Mose am Ende seines Lebens angekommen war und keine Ahnung hatte, wie es mit seinem Volk in Zukunft weitergehen würde, hat Gott mit ihm von einem Berg aus in die Zukunft geschaut. Ich denke, dass dieser Perspektivwechsel hilfreich war für Mose und dass ihn der Blick von oben einiges hat sehen lassen, was er von unten nicht entdeckt hätte.

So mag das auch bei den Veränderungen sein, die in der Kirche jetzt anstehen. „Die da oben“ und „die da unten“ sehen Unterschiedliches. Ich wünsche mir, dass sie vor allem einander sehen und aufeinander hören bei dem, was jetzt wichtig ist zu tun.

Und ich nehme mir vor, mich dafür starkzumachen, dass die da oben und die da unten einander nicht aus dem Blick verlieren und Entscheidungen gut beraten werden über die Ebenen hinweg.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39112
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