SWR4 Abendgedanken

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02JAN2024
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Welche Überschrift würden Sie dem alten Jahr geben? Der Kabarettist Florian Schröder hat ein Programm zum alten Jahr gemacht. Es heißt „Schluss jetzt!“. Scheinbar ist 2023 für ihn also ein schwieriges Jahr gewesen ist und mit diesem Schwierigen will er Schluss machen. Aber Florian Schröder sagt auch sinngemäß: „Der Rückblick auf dieses alte Jahr ist trotzdem sehr schön geworden. Ich habe nämlich bewusst die positiven Ereignisse aus 2023 einbezogen.“

Da hab ich mir gedacht: „Erwischt!“. Wenn ich an das alte Jahr denke, fallen mir auch erst einmal die Ereignisse ein, die mir das Leben schwer machen. Zumindest auf den ersten Blick: Ich mache mir große Sorgen, wohin es mit unserer Gesellschaft geht, der Ton in den öffentlichen Diskussionen wird immer rauer. Die vielen extremen politischen Positionen beängstigen mich. Dazu kommt, dass die Wirtschaft ächzt und die Klimakrise immer stärker zu spüren ist. Und die Kriege in der Welt werden eher mehr als weniger und rücken immer näher. Und persönlich habe ich erst im Frühjahr eine schwere Krankheit bekommen und dann noch eine im Herbst. 

Die Aussage von Florian Schröder hat mich aber dazu gebracht, auch die andere Perspektive einzunehmen. Und ich entdecke, dass es im alten Jahr vieles gab, was überragend gut war: In der Schule, in der ich arbeite, kann ich bewusst an einer Gesellschaft mitbauen, in der Kinder und Jugendliche gute Chancen bekommen, sich zu entwickeln. Wir achten ganz bewusst darauf, dass auch die Schwächeren diese Chancen bekommen. Und privat habe ich erlebt, wie Ärzte mich immer wieder sehr gut und fürsorglich behandelt haben. Und ich habe nach langen Jahren meine Hochzeit gefeiert. Mit der Familie und einem großen Freundeskreis. Ein wunderschönes Fest, von dem ich noch lange zehren werde.

Es ist doch interessant, was sich verändert, wenn ich nicht nur auf das Schwierige schaue, was mir Sorgen macht, sondern eben auch auf das Gute, das mir Kraft gibt. Ich hätte es mir ja denken können, dass sich bei mir ich mal wieder zuerst das Schlechte in den Vordergrund drängt. Dabei habe ich mir schon so oft vorgenommen, dass ich mich auf das Gute konzentrieren will.

So ein gründlicher und „guter“ Blick zurück stimmt mich viel zuversichtlicher, auch wenn ich nach vorne schaue, auf das neue Jahr. Ich möchte das Gute in Angriff nehmen und das tun, was ich kann. Aus dem „Schluss jetzt.“ für 2023 wird so für‘s neue Jahr mein ganz persönliches „Auf jetzt!“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=39085
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