SWR3 Gedanken

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05JAN2024
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Ob früher wirklich mehr Lametta war? Ich weiß nicht. Aber an den kultigen Satz von Loriot muss ich trotzdem denken, wenn mir mal wieder jemand erzählen will, dass früher alles besser war. Das Schlimme daran: Ich merke, dass ich hin und wieder selbst so denke. Je älter ich werde, umso öfter. Dabei weiß ich, dass das so pauschal ja nicht stimmt. Egal ob es um moderne Therapien in der Medizin geht, um Tote und Verletzte im Verkehr und sogar um die Kriminalstatistik. Wenn man nämlich nüchtern draufschaut, war nichts von alledem früher wirklich besser.

Warum ich trotzdem manchmal vergangenen Zeiten nachtrauere? Weil ich wie die meisten Menschen wohl so gestrickt bin, dass ich mich vor allem an die schönen, glücklichen Momente erinnere. Die unschönen und belastenden aber so gut es geht ausblende. Und das meiste, das bisher schön war, das war nun mal „früher“. Ich finde, dass der liebe Gott das eigentlich ziemlich clever eingerichtet hat. Er hat uns Menschen so gemacht, dass wir ein Leben lang das Glück suchen. Egal wie bescheiden es um uns herum gerade aussieht. Und vielleicht ist das ja das, was Gott für uns vorgesehen hat. Dass wir glückliche Menschen werden sollen, obwohl wir uns damit oft so schwertun. Glücksmomente lassen sich eben nicht festhalten. Umso wichtiger, jeden Einzelnen zu genießen. Denn je mehr es sind, umso mehr „Lametta“ ist auch da, an das ich mich jetzt, wo ich älter werde, gerne erinnere.

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