SWR3 Gedanken

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03JAN2024
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Schneeflocken sind winzige Kunstwerke. Echt faszinierend. Jede einzelne ist einmalig und kaum eine gleicht der anderen. Das liegt daran, wie sie in der Atmosphäre aus winzigen Wassertröpfchen entstehen. Schon kleinste Veränderungen von Temperatur oder Luftdruck genügen, um andere Muster entstehen zu lassen. Das versuche ich mir manchmal klar zu machen, wenn es draußen schneit. Weil ich mich meistens erstmal ärgere. Den Schnee muss ich ja schließlich danach vom Gehweg schaufeln. Nervig ist er zwar auch als Kunstwerk noch, aber immerhin auch beeindruckend.

So richtig beeindruckend werden die kleinen Kunstwerke aus Eis aber erst, wenn sie milliardenfach vom Himmel segeln. Der erste größere Wintereinbruch in Süddeutschland hat das imposant gezeigt. Da wird in kurzer Zeit der ganze Zugverkehr lahmgelegt. Menschen bleiben mit ihren Fahrzeugen stecken, werden in ihren Häusern eingeschlossen. Winzige Schneeflocken, nur ein paar Milligramm schwer, legen ein ganzes Land still.

Das zeigt ja, was möglich ist, wenn sich scheinbar unbedeutende Winzlinge zusammentun. Welche Macht da entstehen kann. Im Guten, als glitzerndes Winter-Wunderland. Aber auch andersrum, als Urgewalt, die alles blockiert. Und irgendwie ist das ja auch ein Bild fürs Zusammenleben. Denn wir können ja auch Unglaubliches bewirken, wenn wir uns zusammentun. Wir können Despoten bejubeln, Freiheit und Demokratie zerstören. Wir können aber auch zusammen eine Gesellschaft bauen, die anziehend ist und in der es Lust macht zu leben. Und anders als die Schneeflocken haben wir das selbst in der Hand.

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