SWR2 Wort zum Tag

27DEZ2023
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Heute beginnen die stillen Tage. Die Festtage von Weihnachten sind vorbei. Die Geschenke von Heiligabend liegen ausgepackt herum, das Festessen vom ersten Weihnachtstag ist inzwischen gut verdaut und auch der Familienbesuch bei Oma und Opa oder anderen Verwandten ist spätestens am gestrigen 2. Weihnachtstag erfolgt. So ist es zumindest meistens bei uns.

Alle Freude und Besinnlichkeit, alle Anspannung und vielleicht auch Unruhe der vergangenen Tage hat sich gelegt. Es ist wieder Werktag. Und doch ist es irgendwie anders. Zwischen den Jahren. Stiller. Ruhiger.

Zum einen, weil Ferien sind und wir diese Zeit als Familie brauchen. Und auch nutzen. Um uns zu erholen. Mit Lesen. Spazierengehen. Musik hören. Schöne Dinge tun. Etwas unternehmen. Zeit für uns haben. Oder Zeit mit anderen lieben Menschen verbringen.

Zum anderen strahlt doch auch noch ein wenig vom Licht von Weihnachten hinüber. In diese Zeit des Übergangs zum neuen Jahr. Ich zumindest finde, da ist noch etwas von diesem Glanz zu spüren. Ein Mehr an Gelassenheit. Zuversicht. Und Ruhe. Das hineinstrahlt in mein Tun und Lassen dieser Tage.

Allerdings ist für viele gerade die Weihnachtszeit eine schwierige, eine schwere Zeit, weil sie für sie mit Erfahrungen von Streit, Frust und Ärger verbunden ist, mit Trauer oder Leid. Bei einem Freund ist die Mutter kurz vor Weihnachten gestorben. So mögen manche die stillen Tage zwischen den Jahren auch mit einer großen Leere im Herzen erleben. Im Blick zurück. Wie auch im Blick nach vorn.

Wie auch immer Weihnachten gewesen sein mag. Jetzt, am Übergang ins neue Jahr, versuche ich immer wieder in aller Ruhe und Offenheit für mich Bilanz zu ziehen: Was ist mir wichtig? Und: was ist es mir wert? Was kann ich anders machen? Was ist traurig und schmerzlich? Und was ist gut? Was wünsche ich mir fürs neue Jahr? Und was nehme ich mir dafür vor? Für dieses Jahr steht nur eines auf meinem Zettel. An jedem Abend überlegen, wofür ich am Ende dieses Tages wieder dankbar sein kann.

In diesem Sinn erlebe ich die stillen Tage zwischen den Jahren als geschenkte Zeit. Zeit, die nicht so durchgetaktet ist wie sonst im Jahr. Zeit, die es mir ermöglicht, die Dinge zur Ruhe kommen zu lassen. Bei mir selbst. Und auch in der Beziehung zu anderen. Im ruhigen Herzschlag dieser Tage zwischen den Jahren.

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