SWR3 Gedanken

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15DEZ2023
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„Manchmal tut mir Gott leid“, sagt Jutta und legt die Zeitung weg. Ich schaue sie überrascht an, und sie erklärt: „Muss doch furchtbar sein, sich über Jahrtausende diese Kriege und Quälereien anzuschauen, die sich Menschen ausdenken. Und es nimmt einfach kein Ende!“

„Ja“, sage ich, „ich stelle mir sogar vor, dass Gott sich das nicht nur anschaut. Ich denke, dass Gott tatsächlich mit jedem Menschen mitleidet, dem Leid geschieht. Aber ich finde das eher tröstlich.“

„Na ja“, Jutta schaut mich an, „du denkst halt von der menschlichen Perspektive aus. Klar ist das irgendwie eine tröstliche Vorstellung: Gott leidet mit. Hält mit mir mein Leid aus. Ist ja wohl auch der Grund, warum es so viele Kruzifixe gibt mit dem leidenden Jesus. Aber findest Du das nicht auch eine riesige Belastung für Gott?“
„Weiß nicht“, sage ich, „Vielleicht gehört das eben dazu als Gott.“

Jutta schaut mich kopfschüttelnd an. Zum Glück fällt mir etwas Besseres ein: „Also, im ersten Teil der Bibel gibt es die Möglichkeit, dass der Mensch Gott segnet. Wir kennen das eigentlich nur andersrum. Aber: wie findest Du das? Gott segnen. Das wäre doch eine Möglichkeit, Gott sozusagen auch mal zu supporten. So kann ich Gott auch mal was zurückgeben.

Jutta überlegt. „Ja, ich finde das eigentlich eine gute Sache. Nicht nur das Elend mit Gott zu teilen, sondern auch alles schöne.“
„Los, wir probieren’s, Jutta!“, sage ich, „Gesegnet seist du Gott!“ Nee, klingt irgendwie komisch, so aufgesetzt. Vielleicht auf Hebräisch?: Baruch adonaj!“
„Ja“, sagt Jutta, viel besser: „Baruch adonaj!“

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