Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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13DEZ2023
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Es gibt Menschen, die bringen die Welt zum Leuchten.

So jemand muss die heilige Lucia gewesen sein. Der Name Lucia heißt übersetzt „die Leuchtende“, und heute ist ihr Tag.

Der Legende nach hat Lucia im 3. Jahrhundert in der Küstenstadt Syrakus auf Sizilien gelebt. Sie war Christin – in einer Zeit, als Christen verfolgt wurden und viele sich verstecken mussten. Lucia ist zu ihnen in die Keller und Katakomben gegangen und hat sie mit Lebensmitteln versorgt. Meist abends oder nachts, das war lebensgefährlich. Lucia hat Körbe voll mit Obst und Brot und Krüge voller Wasser durch die Straßen getragen. Weil sie keine Hand mehr für einen Leuchter oder eine Laterne frei hatte, soll sie sich einen Kranz mit Lichtern auf den Kopf gesetzt haben. Was für ein Bild: Lucia mit dem Lichterkranz auf dem Kopf und die Hände voll mit Körben und Krügen.

Da hat sich eine das Licht fest zu sich genommen und ist losgezogen. Ganz aufrecht stelle ich mir Lucia dabei vor. Wie sie mit so viel Haltung so viel Helligkeit in die dunklen Keller gebracht hat.

Allerdings wurde Lucia eines Tages wohl verraten und beim Kaiser angezeigt. Sie wurde daraufhin gefangen genommen, sie muss schrecklich gequält worden sein und schließlich wurde sie umgebracht.

Im Ganzen betrachtet ist Lucias Geschichte also keine schöne Geschichte. Sie hat am Ende ihres kurzen Lebens durch die absolute Dunkelheit durchgehen müssen. Leider müssen das heute noch immer ganz viele. Und das ist schrecklich. Einerseits sind Menschen, die so viel Mut wie Lucia haben, leuchtende Vorbilder. Andererseits leuchtet dann gar nichts mehr, wenn genau diese couragierten Menschen unterdrückt werden, weil andere ihre Macht ausspielen.

Zum Glück gibt es solche Lucias auch jetzt noch. Ich denke an die unermüdlichen Sozialarbeiter, die jetzt in den Gefängnissen oder in den Sammelunterkünften tatkräftig helfen. Und mir kommen die Ärztinnen und Ärzte in den Sinn, die sich in Gefahr begeben und trotz allem weiter helfen: Im Jemen, in Afghanistan, im Südsudan. 

Die Welt braucht Menschen wie Lucia. Und sie braucht diejenigen, die eben diesen Lucias ihre Freiheit lassen, sie unterstützen und nicht gefangen nehmen.

Denn all die Lucias sind so ‚aufrecht‘ in dem, was sie tun. Mögen ihre Gedanken voller Hoffnung und Licht bleiben und ihre beiden Hände frei.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38920
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