Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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21DEZ2023
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Eine Freundin von mir hat gerade ihre Mutter verloren. Die Frau, die immer da war - mit der sie so viel erlebt hat. In ihrem Leben hat es so bedrohliche Momente gegeben, sie hat fliehen müssen und hat woanders neu angefangen, um zu überleben. Kein leichtes Leben, aber die verstorbene Mutter hat immer gesagt: Es lohnt sich dennoch.

Sie hat nie den Glauben an Gott verloren. Wenn andere gesagt haben: „Ob es einen Gott gibt? Wenn Dir so viel zugemutet wird?“, da hat sie dennoch tief vertraut, dass er da ist. Aber auch sie hat Angst gekannt und tiefen Schmerz, und das macht jetzt vor allem ihre Familie durch – erstes Weihnachten ohne die Mutter und Oma, der so viel zu verdanken ist.

Wie soll das gehen? Es ist da nichts schönzureden: es ist eine schmerzhafte und zutiefst schlimme Erfahrung, wenn jemand fehlt, gerade an Weihnachten. Wo alles an früher erinnert, wo es um Freude und Gemeinschaft geht und auf einmal nichts mehr ist, wie es war.

Hinter vielen beleuchteten Fenstern und hinter vielen geschlossenen Türen gibt es solch schmerzhaften Erfahrungen – dass Weihnachten nicht mehr ist, was es war. Für viele eine schlimme Zeit voller Trauer: Es fehlt der wichtigste Mensch. Dennoch: Etwas bleibt, und das wird manchmal erst spürbar, wenn der erste Schmerz ein klein bisschen weniger wird.

Ein Platz am Tisch bleibt leer – aber der Platz im Herzen nicht. Der kann erfüllter werden mit der Zeit. Und der Platz bei Gott, der Platz in dieser Weihnachtswirklichkeit, wo Himmel und Erde verbunden sind, der bleibt auch nicht leer. Ein Mensch, der uns geprägt hat, ein geliebter Mensch kann mir nie genommen werden. Die Mutter meiner Freundin hat es so ausgedrückt: „Gott hat mir schon so viel geholfen, er hilft auch in Trauer.“ Auch durch den Tod hindurch bin ich bei ihm und wir bleiben verbunden. Weihnachten ist dann nur eine Etappe auf dem Weg, bis wir wieder zusammen sind. Ein Weg, der oft hart ist. Aber wie die Verstorbene gesagt hat: er lohnt sich. Kein Schmerz bleibt von Dauer. Die erlösende Liebe Gottes schon.

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