Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW
Ich bin Slow Joggerin. Ich mag dieses langsame japanische Laufen mit seinen vielen kleinen Schritten. Beim Slow Jogging rennt man nur so schnell, dass man nebenher wunderbar reden, lachen oder singen kann. Oft bin ich daher zu zweit unterwegs, immer schön mit dem erwünschten Puls von 120 oder 130 Herzschlägen pro Minute. Meist habe ich dann interessante Gespräche und komme fröhlich und entspannt an.
Anders geht’s mir, wenn ich allein Slow jogge. Dann werde ich leicht zu schnell und verliere mein gutes Tempo. Und darüber ärgere ich mich. Denn ich bin ausgebildete Trainerin. Da sollte ich es doch im Griff haben. Doch mir fehlt dann ein Tempomacher, in dem Fall ein Bremser, um im gesunden Tempo zu bleiben.
Ich meine, Jesus hatte das mit dem Tempo damals besser im Griff, auch wenn ich nicht weiß, ob er Slow Jogger war.
Von ihm wird berichtet, dass er zwar sein Ziel stets vor Augen hatte und sich nicht geschont hat. Und doch bremste er immer wieder ab und suchte selbst in der größten Hektik seine Rückzugsorte. Dann hat er seine Jünger allein gelassen und ist in die freie Landschaft zum Beten gegangen. Ich denke, dass er dann alles mit seinem Gott besprochen hat.
Das habe ich mir von ihm abgeschaut. Wenn die Anforderungen zu viel werden und das Arbeitstempo zu hoch, dann muss ich raus. Sportklamotten an, Kopfhörer unter die Mütze, einen passenden Rhythmus und los geht es. Wenn ich dann gleichmäßig und nicht zu schnell unterwegs bin, versuche ich meine Gedanken einzufangen.
Ich konzentriere mich darauf, sie auf Jesus zu lenken. Ich vertraue darauf, dass er mit mir läuft und mir zuhört. Ich glaube fest, dass er sich meiner Fragen und Sorgen annimmt. Manchmal gibt es mehr Probleme als ich überblicken kann.
Dann denke ich: Gut, dass er da ist und mir beim Sortieren und Abstand gewinnen hilft. Schon Christen im ersten Jahrhundert, die oft verfolgt wurden, haben festgehalten: „Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.“
Ja, Laufen und dabei aufsehen zu Jesus. Das will ich tun. Mit meinen vielen kurzen Trippelschritten. Unterwegs mit ihm als meinem Tempomacher.
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