SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

12NOV2023
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Was gibt mir in diesen Zeiten festen Grund unter die Füße? Was bleibt, wenn alles wankt und fällt? Ich glaube, das sind Fragen, die viele Menschen heute bewegen. Ein über 200 Jahre altes Lied will darauf eine Antwort geben.

Ich weiß, woran ich glaube,
ich weiß, was fest besteht,
wenn alles hier im Staube
wie Sand und Staub verweht;
ich weiß, was ewig bleibet,
wo alles wankt und fällt,
wo Wahn die Weisen treibet
und Trug die Klugen prellt.

Ernst Moritz Arndt hat diese Zeilen gedichtet. Er war im 19. Jahrhundert eine vielseitig engagierte Persönlichkeit: Dichter und Schriftsteller, Politiker und Publizist, Kämpfer gegen Napoleon und für eine deutsche Nation. In diesem Lied, finde ich, kommt noch eine andere Seite von ihm zum Vorschein. Eine suchende und tastende Frömmigkeit, die sich vergewissern möchte, was fest besteht, wenn alles wie Sand und Staub verweht...

Ich weiß, woran ich glaube,
ich weiß, was fest besteht,
wenn alles hier im Staube
wie Sand und Staub verweht;
ich weiß, was ewig bleibet,
wo alles wankt und fällt,
wo Wahn die Weisen treibet
und Trug die Klugen prellt.

Mir hilft dieses Lied, nicht zu verstummen angesichts der zerstörerischen Vorgänge und Mächte, von denen die Nachrichten voll sind. Weil es hinter allem, was wankt und bricht, auf etwas Unzerbrechliches verweist. Und eine Gewissheit spürbar wird, die fest gegründet ist.

Wir sprechen heute von Resilienz: von einer Widerstandkraft, die Menschen gerade dann zuteilwerden kann, wenn alles fraglich wird. Plötzlich ist da eine Kraft, die mich trägt. Meistens weiß ich nicht einmal, woher sie kommt. Ein Glaube, der mir Grund unter die Füße gibt. Eine Hand, die sich mir entgegenstreckt.

Und ich schaue auf den Menschen, von dem die Bibel erzählt, dass er auf Hass nicht mit Hass, auf Gewalt nicht mit Gewalt geantwortet hat. In dem Lied wird er der „Meister“ genannt, „der mir die Feste baut“. Und mir Grund unter die Füße geben will.
Jesus Christus, den die Bibel den „Fürst der Geister“ nennt, weil er die zerstörerischen Mächte besiegt hat. Und der, so hoffe und singe ich mit diesem Lied, meinen Blick auf das richtet, was unzerstörbar ist. Und „ewig bleibt“.

Auch kenn ich wohl den Meister,
der mir die Feste baut;
er heißt der Fürst der Geister,
auf den der Himmel schaut,
vor dem die Seraphinen
anbetend niederknien,
um den die Engel dienen;
ich weiß und kenne ihn.

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Musikangaben:
Schütz, Heinrich; Arndt, Ernst Moritz
Ich weiß, woran ich glaube. Für Chor und Orgel
SFB-Produktion am 09.07.1994 in der Kirche zum Heilsbronnen, Berlin
Schlicke, Christian; Staats- und Domchor

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38762
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