SWR3 Gedanken

18NOV2023
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Ich habe Robin befreit. OK, Robin heißt nicht so, aber er war bei mir in dieser Schublade: Auffälliger Schüler, immer laut und wenn man ihn aber mal aufgerufen hatte, dann kam nichts. Und gleich anschließend kam wieder ein freches Grinsen. - Es war wirklich so, dass ich nach einer Weile nichts mehr von Robin erwartet habe, als eben so zu sein, wie ich ihn für mich abgespeichert habe. Ich habe mich auch im Unterricht nicht mehr groß um ihn gekümmert. Ich hatte ihn nach einer Weile eben in meiner „Ist Schwierig-Schublade“ abgelegt.

Bis ich einen Podcast gehört habe, in dem jemand erzählt hat: Es verändert das Verhältnis zu einem Menschen, wenn man für ihn betet. Und da habe ich gedacht: Das probiere ich mal mit Robin. Ich bete für ihn. Und segne ihn in meinem Gebet.

Hab ich gemacht, morgens vor dem Unterricht und tatsächlich hat es funktioniert. Ich schau ihn inzwischen anders an. Ich habe entdeckt, dass er richtig kreativ ist, wenn es um Sprache geht, obwohl Schreiben nicht sein Ding ist. Er kann toll Geschichten erfinden. Und ich habe entdeckt, dass er ganz stolz auf seine Mutter ist, die Krankenschwester ist und dass er sich freut, wenn er von ihr erzählen kann.

Ich habe Robin aus meiner Schublade befreit. Und ich bin froh darüber. Vielleicht hätten andere Lehrer das alles viel selbstverständlicher gemacht als ich. Aber ich bin froh, dass ich den Tipp mit dem Gebet bekommen habe. Mir hat das geholfen. Und Robin auch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38761
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