SWR3 Gedanken

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11NOV2023
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Hin und wieder begegnen mir Menschen, die konsequent und bedingungslos ihrer Überzeugung folgen. Keine Kompromisse dulden. Zum Beispiel der überzeugte Klimaschützer, der kein Auto hat, jede Flugreise kategorisch ablehnt. Und der auch andere immer wieder penetrant darauf hinweist, dass sie anders leben müssten.

Ich gebe zu, ein bisschen bewundere ich ja solche Menschen, auch wenn sie ziemlich anstrengend sein können. Weil sie gradlinig für das einstehen, was ihnen wichtig ist. Weil sie bereit sind, dafür persönliche Nachteile in Kauf zu nehmen. Ich tue mich da schwer, obwohl mir Klimaschutz und vieles andere am Herzen liegt. Vielleicht, bin ich zu schwach oder zu inkonsequent. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur zu katholisch.

Katholisch, das heißt eigentlich nämlich weit und umfassend. Genau das Gegenteil also von eng und kleinkariert. Es bedeutet, leben und andere leben lassen zu können. Klar zu haben, was angesagt und geboten ist. Aber auch zu sehen, dass wir alle nur Menschen sind, die schwächeln. Die sündigen, wie die Kirche das nennt. Ich und alle anderen auch. Dass meine Kirche das viel zu oft vergessen hat. Menschen drangsaliert und ihr Leben eng gemacht hat, finde ich traurig.

Aber wenn ich nun erlebe, wie kompromisslos und unversöhnlich, ja, hasserfüllt inzwischen um so Vieles unter uns gestritten wird, dann denke ich manchmal: Ein bisschen mehr von dem, was katholisch eigentlich meint, weit, tolerant und gelassen, täte uns allen ganz gut.

                                                                                                         

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38727
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