SWR3 Gedanken

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07NOV2023
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„Ich brauch das jetzt!“ Den Ausspruch höre ich immer wieder mal. Oft, wenn Menschen meinen, sie müssten sich für irgendwas rechtfertigen, von dem sie wissen, dass es eigentlich nicht so toll ist. Schon wieder neue Klamotten zum Beispiel, obwohl der Schrank längst überläuft. Ferienflüge, die übel sind für Umwelt und Klima. Gerne auch mehrmals im Jahr. Aber was soll`s, „ich brauch das jetzt“.

Ich glaube ja, dass wir im Grunde gar nicht viel brauchen. Genau genommen sogar erschreckend wenig. Ein Dach über dem Kopf und saubere Kleidung. Genug zu essen und zu trinken. Das ist das unbedingt Notwendige. Dazu ein paar Menschen, die es gut mit uns meinen. Mir wird das besonders deutlich, wenn ich zufällig mal Menschen begegne, die Hals über Kopf fliehen mussten. An ihnen sehe ich: All das, was sonst so wichtig erscheint, kommt danach. Eine Arbeit etwa, die sinnvoll ist und mir ein Einkommen gibt. Zehn Paar Schuhe zur Auswahl. Oder irgendwelche digitalen Gadets, um mir die Zeit zu vertreiben. Und dann kommt das, was unter der Rubrik „Ich brauch das jetzt“ oft genannt wird. In der Liste des Lebensnotwendigen steht das meistens ziemlich weit hinten.

Klar, ich kenne auch dieses Gefühl, irgendwas unbedingt haben zu müssen. Am besten sofort. Aber meistens zögere ich dann doch. Und wenn ich nochmal nachdenke, dann merke ich oft, dass es gar nicht das war, was mir fehlt. Dass es eigentlich um etwas anderes geht. Vielleicht, weil ich in diesem Moment gerade überlastet oder niedergeschlagen bin, und mir wünsche, dass mich etwas aufmuntert oder motiviert. Die vierte Urlaubsreise oder das neueste Handy bringen‘s da aber eher nicht.

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