Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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18NOV2023
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Friedhöfe sind für mich kein Ort des Grauens oder der Furcht. Oft sind sie sogar parkähnlich gestaltet. Und so gehe ich immer wieder einmal auf Friedhöfen spazieren und schaue mir Gräber an. Häufig bin ich erstaunt, wie persönlich die Gräber gestaltet sind. Und dann stelle ich mir manchmal auch vor, wer dieser Mensch gewesen sein könnte.

Auf meinem Weg denke ich an die Menschen, die aus meiner Familie bereits verstorben sind. Und in Furtwangen auch an Menschen, die ich selbst beerdigt habe.

Im November mache ich das öfter. Denn die Gestecke und Lichter auf den Gräbern machen dann besonders deutlich, dass wir mit unseren Verstorbenen verbunden sind, dass wir sie nicht vergessen haben.

Das gilt auch für die vielen Menschen, die in den Kriegen überall auf der Welt sterben und gestorben sind. Fast auf jedem Friedhof gibt es einen Bereich, wo die Opfer der Weltkriege bestattet sind. Morgen, am Volkstrauertag, werden dort wieder Kränze abgelegt und an sie gedacht. Damit wir sie nicht vergessen.

Es gibt auf den Friedhöfen aber auch Gräber, die tragen keinen Namen. An die denkt vielleicht niemand mehr. Im Stillen hoffe ich allerdings, dass es nur daran liegt, dass keiner mehr da ist, der für das Grab sorgen kann.

Vergessen, daran musste ich auch denken, als ich meine bisher traurigste Beerdigung gehalten habe. Da habe ich eine Frau beerdigt und nur eine einzige Person ist zur Beerdigung gekommen. Da war ich sehr dankbar, dass auch die Sargträger dageblieben sind und wir gemeinsam für die Frau beten konnten.

Ich wünsche mir, dass niemand einsam und vergessen den letzten Weg antreten muss.

Heute Abend werde ich wieder auf den Friedhof gehen und ein Licht anzünden am Grab meiner Schwiegermutter. Ich freue mich darauf, dass ich auch auf vielen anderen Gräbern die Lichter leuchten sehe, gegen das Vergessen.

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