SWR2 Wort zum Tag

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21OKT2023
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Im Sommer bin ich mit meiner Familie in Schweden gewesen, zwei Stunden nördlich von Stockholm. Es war ein Urlaub wie aus dem Bilderbuch: Tatsächlich haben wir in einer rotweißen Ferienhütte mit einer riesengroßen Wiese davor gewohnt und ganz viel Wald um uns herum. Ich hätte da einfach stundenlang nur vor mich hinträumen können, aber nach ein paar Tagen hat meine Tochter zu mir gesagt: „Du hast uns doch ein echtes Abenteuer versprochen! Wie wär’s, wenn wir heute mal draußen schlafen.  In unserem Zelt. Das haben wir doch extra mitgenommen.“

Also gut. Mitten auf der Wiese haben wir das Zelt aufgeschlagen und dabei das Überzelt weggelassen. Denn auf diese Weise können wir direkt nach oben schauen, in den Himmel. Als die Dämmerung angebrochen ist, haben wir die Isomatte und den Schlafsack genommen mitsamt dem extragemütlichen Kopfkissen und sind ins Zelt gezogen. Es war erstaunlich bequem auf dem Rücken, so fest verbunden mit der Erde, die Blicke in die letzte Helligkeit über uns. „Guck mal, Papa, da drüben – ganz klein, der erste Stern, siehst Du ihn auch schon?“ hat meine Tochter gesagt. Und da hat sich bereits der zweite gezeigt und der dritte. Und schon ging es los, worauf meine Tochter gehofft hatte: ein echtes Abenteuer.

Denn bald ist der ganze Himmel übersät gewesen mit Sternen. Eben noch habe ich festverbunden auf der sicheren Erde gelegen und irgendwo über mir die Sterne gesehen. Doch plötzlich hat es sich so angefühlt, als wären wir mittendrin in dieser Sternenwelt: über mir Hunderte, links und rechts davon auch. Wir: wie eingesogen vom Nachthimmel. Wie Schweben für Anfänger.  Meine Tochter, das Zelt, ja selbst Wiese und Wald hatten alle Erdenschwere hinter sich gelassen. Grandios, das zu spüren: ein Teil des Universums zu sein. Umgeben von Milliarden von Sternen, die alle größer sind als unsere winzige Welt.

Und in dieses Staunen hinein stiegen Teile eines Kinderliedes in mir auf, das ich oft für meine Tochter gesungen habe: „Weißt Du wie viel Sternlein stehen – an dem blauen Himmelszelt? – Und die Antwort: Gott der Herr hat sie gezählet – dass ihm auch: nicht eines fehlet – an der ganzen großen Zahl – an der ganzen großen Zahl“ – Und als ich das dann angefangen habe zu summen, hat sich meine Tochter zu mir gedreht und gesagt: „..kennt auch Dich und hat Dich lieb – kennt auch Dich und hat Dich lieb.“  

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