SWR2 Wort zum Tag

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12OKT2023
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Ich bewundere Menschen, die sich dafür einsetzen, die Welt ein klein bisschen besser zu machen. Die sich auch nicht beirren lassen, wenn andere sie dafür belächeln. So wie das Mädchen in dieser Kurzgeschichte. Da heißt es: Ein Sturm hat an der Küste viele Seesterne an den Strand gespült. Ein Mädchen geht dort spazieren und beginnt die Seesterne einen nach dem anderen wieder ins Meer zurück zu werfen. Ein älteres Ehepaar beobachtet das Mädchen eine Weile und schüttelt dabei den Kopf. „Was soll das denn bringen?“ wollen die beiden von dem Mädchen wissen. „Hier liegen tausende Seesterne herum. Was macht es da für einen Unterschied, dass du dich hier abmühst?“ Das Mädchen blickt auf den Seestern in ihrer Hand und wirft ihn in die Wellen. Dann sagt sie: „Für diesen hier macht es einen Unterschied!“
Ich kann das Ehepaar in dieser Geschichte verstehen, weil es auch mir manchmal so geht: Es gibt so viele Probleme und Katastrophen auf der Welt, da fühle ich mich schnell überfordert. Ich stelle mir auch oft die Frage: Was macht es für einen Unterschied, wenn ich mich abmühe?
Ich wundere mich zum Beispiel über meinen Nachbarn Uli, der bei Fridays for Future demonstriert. Anscheinend glaubt er wirklich, dass das einen Unterschied macht. Da kann er noch tausend Jahre auf die Straße gehen, bis die Menschheit tatsächlich weniger CO2 ausstößt. Darüber hinaus repariert er oft alte Fahrräder, obwohl er mit einem neuen Fahrrad unterm Strich sogar billiger wegkommen würde.
Manchmal erschrecke ich über mich und muss aufpassen, nicht zum Zyniker zu werden. Denn wenn ich einmal auf dieser Spur bin, sage ich bald überall: Das macht doch eh keinen Unterschied. Soll ich mich politisch engagieren? Bringt doch nichts. Soll ich mich für die Kirche, die Umwelt oder meinen Sportverein einsetzen? Nein, die Probleme sind viel zu groß, da mühe ich mich besser gar nicht erst ab.
Deswegen gefällt mir die Geschichte von dem kleinen Mädchen und den Seesternen so gut. Für viele, viele Seesterne kommt jede Rettung zu spät. Doch einzelne gelangen zurück ins Meer und überleben. Für sie macht es einen Unterschied. Ich kann nicht die ganze Welt retten, und vieles wird vergeblich sein. Doch ich will nicht den Glauben daran verlieren, dass es einen Unterschied macht, wenn ich mich einbringe. Und je mehr Menschen mit mir daran glauben, desto mehr können wir bewegen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38571
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