SWR4 Abendgedanken

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10OKT2023
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Wissen Sie, was ein Atomsemiotiker macht? Atomsemiotiker überlegen, wie man zukünftigen Generationen mitteilen kann, dass in Atom-Endlagern etwas Gefährliches liegt und dass man dort auf keinen Fall bohren oder graben soll. Auch wenn die ganze Problematik rund um mögliche Atom-Endlager bei uns noch nicht ausdiskutiert ist, irgendwann soll der radioaktive Abfall unter der Erde versiegelt werden. Und dann dauert es mehrere 100.000 Jahre, bis er nicht mehr schädlich ist.

die Forscherinnen und Forscher ist das knifflig: Das ist so eine große Zeitspanne, dass man sich das gar nicht vorstellen kann. Vor nur 10.000 Jahren waren wir noch in der Steinzeit und gerade 5.000 Jahre ist es her, dass die Schrift erfunden wurde. Sprache und Zeichen verändern sich und um sie zu verstehen, braucht man den passenden Kontext. Was muss auf einem Schild stehen, damit man eine Warnung auch in ferner Zukunft lesen kann? Und aus welchem Material kann man das herstellen? Eine brauchbare Antwort hat die Atomsemiotik bisher nicht gefunden, aber die Suche geht weiter.

Solche Gedankenspiele zeigen, dass unsere Entscheidungen Konsequenzen haben – und zwar langfristig. Was wir heute tun, hat Auswirkungen für viele kommende Generationen. Auch bei der Frage nach dem Atommüll.

Und als Christ betrifft mich das nochmal auf einer anderen Ebene. Denn ich glaube, dass Gott uns Menschen diese Schöpfung anvertraut hat. Wenn in der Bibel steht, dass der Mensch die Erde bearbeiten und hüten soll, dann ist das für mich viel mehr als eine alte Geschichte. Ich entdecke darin den Auftrag, dass ich das eben ganz konkret mache: die Erde bearbeiten und hüten. Und auch wenn ich gern Auto fahre, versuche ich mich mehr aufs Fahrrad zu schwingen oder mein Gemüse bei der Bäuerin in der Nähe zu kaufen. Ich weiß, dass ich die riesigen Herausforderungen durch den Klimawandel oder eben auch den Atommüll nicht allein lösen kann. Aber zum einen bin ich nicht allein, und immer mehr Menschen werden sensibel für das Thema. Und zum andern glaube ich, dass ich zumindest ein Bisschen was bewirken kann, damit meine Kinder und deren Kinder, und deren Kinder und so weiter – damit sie eine Lebensgrundlage haben und sich an der Schöpfung freuen können. Und genau dafür arbeiten ja auch die Atomsemiotiker. Sie im ganz großen Stil und richtig knifflig; und ich im Kleinen. Und bei mir ist das ja zum Glück gar nicht so schwer.

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